Gustav Kuhn, 72, ist seit fast 30 Jahren Gründungsintendant der Tiroler Festspiele Erl.

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Erl – Gustav Kuhn ist bei den Tiroler Festspielen Erl nicht nur als künstlerischer Leiter, sondern auch als Dirigent vorerst passé. Der Vorstand der Festspiele habe Kuhn "aufgrund der anhaltenden Diskussion und um weiteren Schaden von den Festspielen abzuhalten" von den geplanten Dirigaten entbunden, hieß es in einer Aussendung am Freitag.

Kuhns Beurlaubung als Intendant und Dirigent gelte "bis zur endgültigen Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe durch das Gericht und die Gleichbehandlungskommission", wurde betont. Kuhn werden unter anderem sexuelle Übergriffe auf Künstlerinnen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dieser Causa, zudem wurde die Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt eingeschaltet

Konsequenzen für das Programm

Sollte die Klärung der Vorwürfe nicht in den nächsten Monaten im Sinne Kuhns erfolgen, steht zumindest eines fest: Erstmals in der Geschichte würde eine Festivalzeit in Erl ohne den "Maestro" vonstattengehen. Denn die Wintersaison in der Unterländer Gemeinde beginnt auch heuer am 26. Dezember.

Die Tiroler Grünen zeigten sich am Donnerstag "irritiert" über Winterprogramm-Flyer der Festspiele, auf denen Kuhn nach wie vor als künstlerischer Leiter angeführt wurde. Die Festspiele bedauerten dies und erklärten, dass die Prospekte bereits im Frühjahr gedruckt worden waren. Auf der Festspielhomepage sei Kuhn hingegen bereits nicht mehr als künstlerischer Leiter angeführt worden.

Erntedank abgesagt

Eine Konsequenz hat das Dirigat-Ende für Kuhn indes bereits jetzt: Die Erntedankkonzertreihe, die zwischen 5. und 7. Oktober geplant war, wurde abgesagt. Von der Maßnahme unberührt bleibe die Matinee am 30. September, weil es sich bei dieser um eine rein private Benefizveranstaltung zugunsten der Concordia Gemeinnützige Privatstiftung handelt und dafür keine öffentlichen Mittel eingesetzt werden, wie seitens der Festspiele erklärt wurde. Hans Peter Haselsteiner ist Vorsitzender des Concordia-Vorstands. (APA, red, 21.9.2018)