Seit ein paar Tagen linst ein monströs aufgeblasener Karl Marx in Form einer Skulptur von Hannes Langeder vom Gebäude der Lassallestraße 1. Dort, wo einst die Kapitalanlagegesellschaft der Bank Austria hauste und nun die Parallel Vienna unter dem Motto "Kunst und Kapital" ihr temporäres Quartier bezieht.

Der, laut Eigendefinition, "Hybrid zwischen Kunstmesse, Ausstellungsplattform und Studio von Kunstschaffenden" eröffnet zum sechsten Mal die herbstliche Messesaison in Wien (25.-30. September). Anderntags lädt das Establishment der heimischen und aus dem Ausland angereisten Galerienszene zur Vernissage der Vienna Contemporary (27.-30. September) in die Marx-Halle. Sieht man vom Publikumsinteresse an der Vielfalt der Kunstszene ab, geht es da wie dort um Verkäufe, um profitabel zu bilanzieren.

Verkäuflichkeit der Werke

Die Zeiten dafür waren schon einfacher. Global stieg der Umsatz auf dem Kunstmarkt seit 2009 zwar um rund 60 Prozent, jedoch profitierten am Primärmarkt nur die großen Galerien mit mehreren Standorten und Jahresumsätzen jenseits der Millionengrenze. Kleinere und mittlere Unternehmen geraten angesichts sinkender Umsätze dagegen zunehmend unter Druck.

So wichtig die Teilnahme an Kunstmessen für die Akquisition von Neukunden ist, sie sind ein Kostenfaktor. Preisnachlässe bei Standgebühren für kleinere Galerien, wie sie auf internationaler Ebene von mehreren Veranstaltern (u. a. Armory Show, Fiac) angekündigt wurden, ändern an der grundlegenden Problematik wenig: Zur Kostendeckung bestimmt die Verkäuflichkeit der Werke immer stärker das Programm.

Modelle zur Unterstützung

Das Modell der Art Basel sieht für junge Positionen ("Statements") künftig 10.000 statt 12.000 Franken vor, und im Sektor Features künftig 20.000 statt 25.000 Franken. Debütanten wird ein Rabatt von 20 Prozent auf den Quadratmeterpreis gewährt, im zweiten Jahr zehn Prozent. Diese Ermäßigungen fallen, gemessen am finanziellen Aufwand inklusive aller Nebenkosten (Reisespesen, Transport, Versicherung), nur bedingt ins Gewicht. Der Galeriennachwuchs hat punkto Wirtschaftlichkeit schlechte Karten.

In Österreich wird die Teilnahme an Auslandsmessen vom Staat gefördert – laut Kunst- und Kulturbericht 2017 im Umfang von knapp 390.000 Euro, die man an 34 Galerien ausschüttete. Je mehr Messebeteiligungen, desto höher die Subvention. Die Topscorer der heimischen Szene: die Galerie Krinzinger (29.000 Euro), gefolgt von Elisabeth und Klaus Thoman (24.581) sowie nächst St. Stephan (21.000). Die bei diesem Programm am öftesten geförderten Kunstmessen: die Art Cologne, gefolgt von der Art Berlin und der Art Brussels. (kron, 21.9.2018)