Das Palais Schwarzenberg in Wien befindet sich seit zehn Jahren im Dornröschenschlaf.

Foto: apa/pfarrhofer

Wien – Vertreter jenes offenen Briefes, der sich gegen massive Eingriffe in das barocke Gartenpalais Schwarzenberg ausspricht, haben ihre Bedenken trotz beschwichtigender Aussagen vonseiten der Familienstiftung erneut bekräftigt, darunter die Architekten Maria Auböck und Adolf Krischanitz. Bei einer Pressekonferenz am Freitag wurden auf Basis vorliegender Baupläne massive Eingriffe geortet. Sehr wohl sei die gesamte dritte Ebene des Terrassengartens vom Umbau betroffen, historische Rampen würden "unwiderbringlich zerstört".

Mahnung an Stadt und Bund

Konkret mahnte Auböck, Präsidentin der Zentralvereinigung der Architekten Wien, NÖ und Burgenland, die Republik Österreich und die Stadt, "ihrer Aufgabe nachzukommen und erhaltende Maßnahmen zu ergreifen". Auch rechtliche Zweifel an den Projekten wurden geäußert.

Die Initiatoren, darunter Architekten und Kunsthistoriker, forderten gemeinsam bei einer Pressekonferenz das Hinzuziehen eines beratenden Fachgremiums, um intelligente Lösungen für die historischen Gärten zu finden. Durch inhomogene Projekte sieht man das Areal der Zerstörung preisgegeben. Insgesamt sind Pläne für vier Einzelprojekte bekannt: eine bereits in Bau befindliche Tiefgarage, ein Hotelneubau, ein Restaurant im Belvedere-Stöckl und das neu zu errichtende Tennisclubheim.

Rechtliche Zweifel

Rechtliche Zweifel äußerte der Architekt Ralf Böck am bekannt gewordenen Neubau eines Designhotels neben dem Palais Schwarzenberg, für dessen Neunutzung selbst ebenfalls ein Hotelprojekt im Raum steht. 2006 soll die Stadt Wien einen Neubautrakt im Parkschutzgebiet, ohne entsprechende Flächenwidmung, als mögliche Hotelerweiterung in Aussicht gestellt haben. Daher gibt es seiner Meinung nach keine rechtliche Grundlage für den Bau.

Selbiges gilt für das Tennisclubheim, das auf dem Areal der barocken Wasserbecken neu errichtet werden soll. Dieser Bereich liege jedoch gänzlich im Parkschutzgebiet, womit jegliche Bebauung für Sport und Freizeiteinrichtungen untersagt seien, hieß es.

"Ziemlich problematisch"

"Ziemlich problematisch" nannte Architekt Adolf Krischanitz die Positionierung der unterschiedlichen Bauprojekte. "Sehr viel ungeschickter kann man es gar nicht machen, um möglichst viel Fläche herauszuholen", bemängelte er in Bezug auf das Gastronomieprojekt "Stöckl im Belvedere". Nötig wäre eine Planung, die besonders auf denkmalpflegerische Aspekte Rücksicht nimmt.

Das Argument, die barocken Gärten würden aufgrund von Überformungen im 19. Jahrhundert nicht mehr existieren, wies der Kunsthistoriker Andreas Lehne als falsch zurück. Die historische Substanz und typischen Merkmale aus dem frühen 18. Jahrhundert seien erhalten geblieben. Die historischen Hochterrassen sieht Lehne durch die Bauarbeiten am und rund um das Gebäude des Belvedere-Stöckl als unwiederbringlich zerstört. Außerdem befänden sich zweifellos noch die einst zugeschütteten Spiegelbecken unter der Erde und auch eine Wiederherstellung des ursprünglichen Gartens hält er für möglich. (red, APA, 21.9.2018)