Wir leben im Zeitalter der "großen Gereiztheit" (so ein Buchtitel des deutschen Medienforschers Bernhard Pörksen). Das Internet geht über vor Aggression, Verschwörungstheorien, glatten Lügen, anonymen Beschimpfungen und generell vor Verhaltensweisen, für die man früher in der Volksschule ins Winkerl gestellt wurde. Aber auch von Mensch zu Mensch wird der Ton immer unleidlicher.

Da muss man was tun. Was? Der Standard ruft mit seiner Aktion "Österreich spricht" Menschen gegensätzlicher Anschauung, unterschiedlicher Milieus dazu auf, sich individuell zu vernetzen, einander – auch mithilfe von Algorithmen – zu treffen und schlicht und einfach wie zivilisierte Menschen zu diskutieren. Der Erfolg der Aktion ist beachtlich. Und der Standard ist Teil einer größeren Aktion im deutschsprachigen Raum (elf Medienhäuser, u. a. "Zeit online", "Tagesschau", "SZ" und "Spiegel online") haben sich zusammengeschlossen.

Das wird jetzt spannend. Österreich ist der Weltmittelpunkt der depressiven Aggression ("Was soll des bringen?", "Alles Trotteln, die da oben", "Kannst eh nix machen"). Schuld sind immer die anderen. Eigeninitiative ist viel zu anstrengend.

Oder doch nicht? Wenn es uns wichtig genug ist, können schon aus missmutigen Stänkerern bewusste Bürger werden. Zivilisiert miteinander reden? Geht doch. (Hans Rauscher, 24.9.2018)