Thomas Drozda wird Bundesgeschäftsführer der SPÖ.

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Der Posten des Zentralsekretärs der SPÖ war früher einmal auf Jahre vergeben: Der legendäre Otto Probst hatte ihn 24 Jahre inne, sein ähnlich legendärer Nachfolger Fritz Marsch immerhin 17 Jahre. Zuletzt aber war die in Bundesgeschäftsführer umbenannte Position eher für kurze Gastauftritte gut.

Diesem raschen Wechsel entspricht die organisatorische Diskontinuität in der Wiener Löwelstraße 18, wo künftig Thomas Drozda im Auftrag der neuen Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner für Ordnung sorgen soll.

Drozda ist ein enger Vertrauter Rendi-Wagners – ihr Ehemann, der Diplomat Michael Rendi, war Kabinettschef bei Drozda, als dieser unter Christian Kern eineinhalb Jahre lang Kanzleramtsminister war. Und Drozda ist auch viel enger mit der Sozialdemokratie vertraut als seine neue Chefin.

Denn der 1965 in Piberbach geborene Oberösterreicher wurde politisch in der seinerzeit von Alfred Gusenbauer geführten Sozialistischen Jugend sozialisiert. Er war Verlagsleiter der Juso-Publikation "Trotzdem" und kam nach seinem Volks- und Betriebswirtschaftsstudium 1993 ins Kabinett des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky. Er blieb dort als Kulturexperte auch unter Viktor Klima.

Ausstieg und Wiedereinstieg in die Politk

Doch 1998 hatte er von der Politik genug – "höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen null, das würde ich weder wollen noch aushalten", meinte er noch 2015. Da hatte er bereits eine zehn Jahre dauernde Karriere als Geschäftsführer im Burgtheater und weitere sieben Jahre bei den Vereinigten Bühnen Wien hinter sich. Und einen Aufstieg zum Kanzleramtsminister vor sich: Kern holte ihn in die Politik zurück und übertrug ihm die heikle Aufgabe der Regierungskoordination mit einer zunehmend kooperationsunwilligen ÖVP.

Drozda hielt Kern im Kanzleramt den Rücken frei – jetzt soll er dasselbe für die neue Parteivorsitzende machen. Wenn die Arbeitsbeschreibung für eine Spitzenfunktion in der Opposition ist, den Bihänder zu führen (wie es Kern erklärt hat), so wird es wohl eher der Bundesgeschäftsführer als die Vorsitzende sein, der diesen Teil des Jobs übernehmen soll. Wer "denen da oben" kräftig widerspricht, kann wohl auch zur FPÖ abgewanderte Arbeitnehmer für die SPÖ zurückgewinnen. Gleichzeitig wird der kinderlos verheiratete Drozda wohl die Verbindung zur linksintellektuellen Kulturszene halten und im Sinne Kreiskys einladen, "ein Stück des Weges gemeinsam" zu gehen. (Conrad Seidl, 25.9.2018)