Es ist schon eine seltsame Rede, wenn der amerikanische Präsident Länder wie Polen und Saudi-Arabien ausdrücklich lobt und Deutschland ausdrücklich tadelt, weil es sich angeblich in fatale Abhängigkeit von russischen Energieimporten begibt. Wenn er für den Diktator Kim Jong-un nichts als milde Worte findet, obwohl sich abzeichnet, dass es wohl noch eine Weile dauern wird mit dem von Donald Trump im Juni so euphorisch beschworenen Durchbruch bei der nuklearen Abrüstung Nordkoreas.

Wenn er das Regime Bashar al-Assads anprangert, ohne dessen Garantiemacht Russland auch nur zu erwähnen. Wenn er über den syrischen Bürgerkrieg spricht und allein dem Iran vorwirft, Chaos, Leid und Zerstörung über das Land gebracht zu haben, als ob es nicht noch andere Schuldige gäbe. Und wenn der amerikanische Präsident, wohlgemerkt, der Präsident des Landes, ohne dessen weitsichtige Strategie am Ende des Zweiten Weltkriegs es die Uno nicht gäbe, auf billigste populistische Weise eine globale Bürokratie beschimpft, als gäbe es irgendwo Staatenorganisationen ohne die dazugehörigen Beamten. Eine merkwürdige Rede, undenkbar in den sieben Jahrzehnten von 1945 bis 2016, bevor ein Immobilienmogul ins Weiße Haus gewählt wurde.

Wirklich neu war nichts davon, so ähnlich hat es Trump schon bei seiner UN-Premiere vor zwölf Monaten gesehen, ganz abgesehen von unzähligen Wahlkampfauftritten. Die Vereinten Nationen, in seiner Weltsicht sind sie ein Moloch, der eher Probleme schafft, als dass er Probleme löst. Ein Klub, in dem sich Diplomaten versammeln, um es sich gut gehen zu lassen.

Letzteres hat er einmal wörtlich so gesagt, und so berechtigt es sein mag, Kritik an mangelnder Effizienz am East River zu üben, Trump reibt sich nicht an dem einen oder anderen Detail. Ihn stört die Idee als solche. Die Idee, dass multilaterale Zusammenarbeit allemal besser ist als der nationale Alleingang, dass es Kompromisse zu schließen gilt, bei denen sich die eng verstandenen eigenen Interessen eben nicht hundertprozentig durchsetzen lassen.

Das alles wusste man schon über den Mann im Oval Office. Seine zweite Rede vor der UN-Vollversammlung hat es nur noch einmal bestätigt. Lerneffekte im Amt, bisher sind sie ausgeblieben. (Frank Herrmann, 25.9.2018)