Auch Demenz und vorzeitige Pflegebedürftigkeit können Folgen von zu wenig Bewegung sein.

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Jedes zweite Mädchen, das heute geboten wird, dürfte ein Alter von mehr als hundert Jahren erreichen, Tendenz steigend. Gleichzeitig leiden immer mehr Menschen an Bewegungsmangel, was sich nicht nur auf die körperliche, sondern auch geistige Fitness auswirkt, sagt Sportmediziner Piero Lercher.

In Österreich betätigten sich rund ein Viertel der Männer und ein Drittel der Frauen körperlich zu wenig. Die auf das Gesundheitssystem zukommenden Kosten in Zusammenhang mit Bewegungsmangel dürften sich bis 2030 voraussichtlich auf acht Milliarden Euro vervierfachen, warnt der Sportdachverband ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich) und fordert mehr bundesweite Möglichkeiten.

Neben einer Abnahme der physischen Leistungsfähigkeit treten zusätzlich häufig Begleiterscheinungen wie Demenz oder vorzeitige Pflegebedürftigkeit ein, wenn man sich nicht ausreichend bewegt. Senioren würden daher mehrfach von speziellen Angeboten profitieren.

Der ASKÖ will die qualitativen Bewegungs- und Sportangebote für alle Altersgruppen ausbauen. "Ein trainierter 75-Jähriger kann leistungsfähiger sein als ein untrainierter 25-Jähriger", so Sportmediziner Lercher. Körperlich ausreichend aktiv ist nach Ansicht der WHO, wer sich in der Woche 150 Minuten bewegt oder 75 Minuten Sport treibt. Um durch die Gesundheit zu verbessern, sollten sich Erwachsene allerdings doppelt so viel bewegen.

Zusätzliche Beweggründe

Der ASKÖ hat via Studie errechnen lassen, dass eine körperlich aktive Person 187 Euro pro Jahr an Krankheitskosten vermeidet. Programme für ältere Teilnehmer wie etwa "Aktiv gesund im Alter im betreuten Wohnen" (Kärnten), "DemenzFit" (Oberösterreich) oder "Xund im Alter" (Tirol) müssen speziell konzipiert werden – so sind etwa zusätzliche Beweggründe wie das Naturerlebnis oder die soziale Komponente zu berücksichtigen.

Eine längere Selbstständigkeit, die Verbesserung der Lebensqualität, aber auch eine geringere Medikation können Begleiterscheinungen eines fitteren Lebensabends sein. Risikofaktoren sollen auf vielerlei Ebenen ab- und Schutzfaktoren aufgebaut werden. So kann die Anzahl der gesunden Lebensjahre gesteigert werden. Training im Alter sollte dabei meist "deutlich unter der Schmerzgrenze" stattfinden – allerdings regelmäßig und unbedingt mit Freude, betont Günter Schagerl von der ASKÖ Bundesorganisation. Er hält nicht viel davon, ständig gegen den inneren Schweinehund anzukämpfen. (APA, 28.9.2018)