"Das ist wie Woodstock – don't miss it", schürte der scheidende Neos-Chef Matthias Strolz beim letzten Auftritt im Parlament große Erwartungen an das, was kommt.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Wien – Oft war er in den vergangenen Tagen beim Reigen der Abschiedsinterviews gefragt worden, was er denn sagen wird. An diesem Mittwoch, seinem letzten Tag als Abgeordneter im Parlament. Kurz nach 12 Uhr erklärte Neos-Gründer Matthias Strolz dann endlich: "Ich hatte einen Plan, aber das Innenministerium kam mir dazwischen."

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Also widmete er die ersten paar Minuten seiner Abschlussrede den "Attacken auf die Pressefreiheit", die mit der Veröffentlichung eines "Vorschlags" aus dem Haus von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) zum Umgang mit unliebsamen Medien – konkret "Falter", "Kurier" und STANDARD – bekannt wurden. Darin wird unter anderem empfohlen, "die Kommunikation mit diesen Medien auf das nötigste (rechtlich vorgesehene) Maß zu beschränken".

Glasklar an der Sackgasse vorbei

Strolz erklärte: "Hier müssen wir glasklar sein!" Wer die liberale Demokratie bewahren wolle, müsse spätestens jetzt "sehr wachsam" sein, denn: "Mit der Demokratie ist das wie mit der Gesundheit", zog Strolz eine Analogie. Lange Zeit nehme man sie für selbstverständlich. Aber wenn man sie verloren habe, "dann wird's bitter". Oft komme eine solche "Krankheit" auch "schleichend daher" – siehe Ungarn oder Polen.

Also brauche es klare Worte zum Vorgehen Kickls. Österreich dürfe hier "kein Wackelkandidat" sein, warnte Strolz: "Wir dürfen nicht in die Sackgasse der illiberalen Demokratie einbiegen."

Zweifellos sei Österreich in einem großen Umbruch, die Zeiten komplex und ambivalent. Das "rot-schwarze Machtkartell" sieht Strolz als zerschlagen, gleichzeitig gelte: "Das Alte ist tot, das Neue ist aber noch nicht ganz da."

Ab hier wurde es sehr persönlich. "Wir müssen Österreich neu erfinden", erklärte Strolz – jeder Abgeordnete müsse hier mit ran. Schließlich sei "jeder von uns mit Idealismus gestartet". Und diesen Ort gelte es jeden Tag aufs Neue "zu suchen und zu finden".

Liebe und Liebenswürdigkeit

Dann befand der scheidende Neos-Chef, mit Blick in die Reihen von ÖVP und FPÖ: "Nie ist die Liebe so groß wie im Abschied! Karlheinz Kopf, wenn ich dich sehe! Das ist eine Liebeserklärung!" Und während der ÖVP-Mandatar freudig lächelte, setzte Strolz in Richtung FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz nach: "In jedem von uns steckt etwas Liebenswürdiges."

Das gelte es zu erhalten, auch wenn Hektik, Stress und Reizüberflutung viele Menschen kaputt machten. Strolz prognostizierte, Depressionen würden die größte Volkskrankheit – "da müssen wir dagegenhalten". Und er skizzierte Ideen, wie das gelingen könne.

Ein Wunsch, ein Angebot

Stichwort Mindfullness oder Achtsamkeit: Es brauche viel mehr davon – auch und insbesondere in der Politik. Die liebe er zwar immer noch, aber "es ist schon auch eine verrückte Branche". Die Brutalität des Geschäfts tue niemandem gut, auch nicht der Qualität der politischen Arbeit. Also gelte es, Politik positiver zu gestalten.

Dafür hatte Strolz "einen Wunsch und ein Angebot" im Gepäck. Zunächst der Wunsch. Der galt einem "Ort der Ruhe, Besinnung und Achtsamkeit" im neu umgebauten Parlament. In jedem Krankenhaus, an jedem Flughafen gebe es so etwas – "warum nicht in der größten Sinnfabrik der Republik?"

Dann folgte das Angebot. Im Frühjahr wolle er sich in der überparteilichen Initiative "Achtsames Österreich" engagieren. Und in dieser neuen Rolle könnte er zurückkehren, ins Parlament, als Bürger, mit konkreten Umsetzungsstrategien.

Woodstock mit Strolz

Wenn schon Eigenwerbung, dann richtig, dachte sich Strolz wohl – und verwies auch noch auf den 13. Oktober. Da werde er nämlich mit Künstler Kurt Razelli eine CD produzieren. Strolz: "Das ist wie Woodstock, don't miss it!"

Zum Schluss noch Dank an Kollegen, Mitarbeiter, Bürger und Ehefrau und eine sentimentale Verbindung zu den Eagles. Bei ihm und der Politik sei es wie bei deren Song "Hotel California", erklärte Strolz: "You can check out the hotel, but you can never leave the place."

Mit "Machts es gut! Ich werde euch vermissen!" war dann wirklich Schluss an diesem Mittwoch.

Eines noch: "Passts gut auf auf dieses Österreich!" (riss, 26.9.2018)