Wien – Content "free-to-air", "online-based", DAB+, 5G. Mit Fachausdrücken wurde es bei dem Radiogipfel anlässlich der österreichischen Medientage nicht gespart. Die Grundaussage war dann deutlich einfacher: "Radio muss einfach bleiben", fasst es Helwin Lesch vom deutschen Sender "BR" zusammen. Ob es um Radio-Programminhalte oder um Übertragungstechnologie geht, das Wichtige ist, das Konsumenten das "Knopferl aufdrehen können und es funktioniert", wie es der Moderator Andreas Kunigk von der Kommunikationsbehörde Austria RTR ausdrückt.

Bei Radioinhalten sei in erster Linie die jederzeitige Abrufbarkeit wichtig, betont Monika Eigensperger, Radiodirektorin des ORF. Es geht um "zeit und ortsunabhängiges Hören". Stichwort Podcast – die Konsumenten wollen zwar Formate, die volle Aufmerksamkeit verlangen, aber sie wollen entscheiden, wann sie die Zeit für diese Aufmerksamkeit haben.

Radio On-Demand

Auch in puncto Radio kommen Medienschaffende nicht an Internetgiganten wie Amazon vorbei. Thema sind sogenannte "Smart Speaker", Sprachsteuerungssysteme wie Alexa oder Streamingdienste wie Spotify und Amazon Musik. Wie viel Nachfrage danach herrscht, da sind sich die Panelteilnehmer uneinig. Im "Promillebereich" verortet Christian Stögmüller ("Life Radio") sie. Radio wie man es gewohnt ist wird noch eine Zeit bleiben, weil "der Mensch ein faules Gewohnheitstier ist", so Stögmüller.

Anderer Meinung ist Daniela Linzer (Kronehit): "Da kommt ein Schwall auf uns zu, schneller als wir glauben wollen". Kronehit würde bereits zu 15 Prozent über Alexa gestreamt. Dennoch zahle der Privatsender viermal so viel für Musikrechte wie beispielsweise Spotify. Hier muss rechtlich und politisch reagiert werden, richtet Linzer einen direkten Appell an die Medienpolitik.

DAB+, 5G -welche Technologie bringt’s?

In Hinsicht Übertragungstechnologie stand Digitalradio im Mittelpunkt. Im April 2019 soll DAB+, also die Übertragung von Radio in Datenpaketen anstatt UKW-Wellen, bundesweit in Österreich starten. Beim Panel kam die Frage auf, ob die Technologie überhaupt benötigt werde, wenn die Revolution des mobilen Internets 5G bevorstehe. Denn 5G ist nicht nur eine Mobilfunktechnologie, sondern auch ein digitaler Übertragungsstandard, über den Rundfunk übertragen werden kann. Helwin Lesch vom deutschen Sender BR, der bereits Programme digital sendet, sieht die Notwendigkeit im digitalen Radio. 5G würde in erster Linie für Video kommen, da es mit sehr hohen Investitionen verbunden wäre. "Mit Radio, wie wir es heute kennen, sind diese Investitionen nicht zurückzugewinnen". Also: sich mit 5G beschäftigen, ja, nur darauf setzen, nein.

"Kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch" sieht es auch Wolfgang Struber als Vertreter des Vereins Digitalradio Österreich. Er sieht in DAB+ die Chance, die Vielfalt in der Radiobranche zu erweitern. Derzeit gäbe es ein ausgereiztes UKW Spektrum, das "keine Luft für bundesweite Netzangebote" zulasse – und das, obwohl, wie er meint, die Nachfrage nach Spezialradios wie Kinderradios, Kirchenradios und Wissenschaftsradios durchaus vorhanden sei. Was derzeit laut Struber im Weg steht: Der ORF und die Medienpolitik. "In Österreich wird die Chance nicht genutzt, Ökosysteme aufzubauen. Es ist die letzte Möglichkeit, die wir haben, mitzugestalten", zeigt Struber sich überzeugt.

Die Insel Österreich

Deutschland ist schon lange ein Vorreiter für Digitalradio. Laut Lesch werde der DAB+ Standard 2019 im deutschen Gesetz verankert. Dann würde es auch automatisch nach Österreich überschwappen, "weil die Hersteller sowieso da sind", ergänzt der Vertreter des Handels, Thomas Pöchheim von MediaMarktSaturn. Seine derzeitige Einschätzung des Radiomarktes hierzulande : "Wir sind hier in Österreich, der Insel, auf der es kein DAB+ gibt". (nz, 26.9.2018)