In den zehn Jahren seit dem Ausbruch der Finanzkrise haben Fonds für Technologieaktien die Mitbewerber weit hinter sich gelassen. Ob dies nochmals gelingt, wird von Experten bezweifelt.

Foto: APA/ES/Gruppe C / Hoch Zwei

Gut zehn Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise sind die meisten Wunden wieder verheilt, zumindest an den Finanzmärkten. Wer Anfang September 2008 mit 10.000 Euro in diverse Fondsprodukte eingestiegen ist, wurde zwar im Zuge des Börsencrashs nach der Lehman-Pleite zunächst heftig durchgebeutelt, sollte sich inzwischen aber längst wieder in der Gewinnzone befinden. Und zwar deutlich, denn laut einer Erhebung des Finanzjournalistenforums sollten inzwischen im Mittel 22.960 Euro daraus geworden sein.

Bedeutend für Österreich ist dabei das nicht gerade berauschende Abschneiden von Mischfonds. Schließlich stellen diese hierzulande die beliebteste Fondskategorie dar: Fast 43 Prozent des Gesamtvolumens war laut dem Branchenverband VÖIG zum Halbjahr 2018 in derartigen Produkten geparkt. Defensive Mischfonds mit Aktienquoten zwischen 20 und 35 Prozent schnitten sogar schlechter ab als Euro-Anleihenfonds. "Im Bereich der Mischfonds gibt es viele Produkte mit überhöhten Kosten, die viel Ertrag gefressen haben", sagt Martin Kwauka vom Finanzjournalistenforum. Seine Empfehlung: stets auch Spesen und Gebühren im Auge behalten.

Österreichfonds schlagen ATX

Gut geschlagen haben sich in der Aufstellung die Manager von Aktienfonds für Österreich, die es im Schnitt auf 16.840 Euro gebracht haben. Das ist insofern bemerkenswert, da der Leitindex ATX es gerade einmal auf den Stand von vor der Lehman-Pleite geschafft hat – und auch nur dann, wenn man Dividenden und Ausschüttungen dazurechnet. Dennoch, mit Aktienfonds, welche die Welt oder die USA abdeckten, konnten sie nicht Schritt halten.

Allen anderen Fondskategorien geradezu davongaloppiert sind Technologieaktien, deren Durchschnittswert in den vergangenen zehn Jahren auf 40.980 Euro angestiegen ist. Entscheidend dazu beigetragen hat der jahrelange Höhenflug der sogenannten FAANG-Aktien, also Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google, die stellvertretend für die Konzernmutter Alphabet stehen. Beim deutschen Vermögensverwalter Lingohr & Partner hegt man Zweifel, dass dies so weitergeht: "Der Markt war offensichtlich zu gierig, was FAANG-Aktien betrifft, und zu ängstlich, wenn es um Value-Aktien geht", sagt Chief Investment Officer Goran Vasiljevic. Warum künftig weniger stürmisch wachsende Firmen wieder Oberhand gewinnen sollten, erklärt er anhand folgender Faktoren.

· Bewertung Für Value-Investoren ist der Preis der Aktien ein springender Punkt, schließlich sollen Unternehmen unter ihrem inneren Wert erworben werden, um auf diese Weise höhere Renditen zu erzielen. Da der Markt zuletzt immer weniger bereit war, für Value-Aktien zu zahlen, sieht Vasiljevic nun einen günstigen Zeitpunkt, da es zur Zeit Bewertungsabschläge wie zur Technologieblase im Jahr 2000 und nach der Finanzkrise 2008 gebe: "Auf beide Perioden folgte eine starke Wertsteigerung", betont Vasiljevic.

· Wachstum Bei Growth-Aktien unterstellt der Markt wesentlich höheres Gewinnwachstum als bei Value-Titeln, wobei Vasiljevic zufolge die Ertragskraft bei erster Kategorie auf lange Sicht oft über-, bei zweiter unterschätzt wird. Daher würden Value-Investoren künftig dafür belohnt, dass sich die Gewinne besser als erwartet entwickeln.

· Anlegersentiment Im Herdenverhalten, das derzeit hin zu Technologie- und Wachstumsaktien geht, sieht der Experte ebenfalls eine Chance, wenn man konträre Positionen eingeht. Denn irgendwann wird auch die Masse der Anleger ihre Ausrichtung wieder ändern.

· Zinsumfeld Die Zinsentwicklung glaubt Vasiljevic ebenfalls auf seiner Seite. Steigende Zinsen seien zwar grundsätzlich negativ für Aktien, für Value-Titel aber weniger stark als für Wachstumsaktien.

Das Fazit aus diesen Faktoren liegt für Vasiljevic geradezu auf der Hand: "Value-Aktien weisen ein erhebliches Outperformance-Potenzial für die kommenden Jahre auf." (Alexander Hahn, 30.9.2018)