Eine Radikaldiät, mit der man zwei, drei Kilogramm wöchentlich abnimmt, hält niemand lange durch.

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Günther Brandstetter beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Seine Hightech-Waage hilft ihm seit vier Wochen beim Abnehmen.

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Ich besitze seit vier Wochen ein neues Spielzeug. Eine Waage, die nicht nur mein Gewicht misst, sondern auch den Körperfettanteil. Auch Muskel- und Knochenmasse kann sie anzeigen. Den Body-Mass-Index berechnet das Ding auch, aber der ist eher für die Würscht. Sagt er doch nichts darüber aus, ob ich Fett durch Muskeln ersetzt habe.

Ob ich angezogen bin oder nackt, kann das Gerät nicht unterscheiden, dazu fehlt ihm die nötige Intelligenz. Um das Körperfett zu messen, muss ich mich barfuß auf die Waage stellen, dann durchfließt schwacher, nicht spürbarer Strom meinen Körper. Da Fett schlechter leitet als Muskelmasse, ergeben sich unterschiedliche Widerstände – so wird der Fettanteil geschätzt. Das Ergebnis ist nicht sehr genau. Wiege ich mich in der Früh, bestehe ich zu rund 29 Prozent aus Fett, abends zu 27 Prozent.

Mit dieser Ungenauigkeit kann ich leben. Exaktere Angaben liefern Körperfettwaagen, die mit Elektroden und Sensoren für Füße und Hände ausgestattet sind. Die kosten aber ein Vielfaches von meinem halbklugen Modell um 100 Euro. Das Wichtigste ist ohnehin die Zielvereinbarung, die ich mit meinem neuen Selbstüberwachungstool getroffen habe. Ich möchte in jeder Woche 30 Dekagramm abnehmen, dann sollte ich in einem halben Jahr 7,5 Kilogramm leichter sein. Ob das klappt, kann ich auf meinem Handy mitverfolgen, das jede Messung in der dazugehörigen App anzeigt.

Abnehmen leichtgemacht

Langsam weniger werden ist ein realistisches und wahrscheinlich auch nachhaltiges Ziel. Das sagte kürzlich eine Ernährungspsychologin zu mir: "Die meisten Menschen sind anfänglich sehr engagiert, verzichten auf alle möglichen Dickmacher, doch nach zwei, drei Wochen geben sie auf. Eine Radikaldiät, mit der man zwei, drei Kilogramm wöchentlich abnimmt, hält niemand lange durch." Das wäre ohnehin nichts für mich, dafür esse ich zu gerne.

Mein Weg: Es ist nicht das ausgiebige Frühstück oder das üppige Abendessen, das ich reduzieren muss. Es sind die kleinen Snacks zwischendurch, die ich getrost immer wieder mal auslassen kann. Ein Weckerl da, eine Leberkässemmel dort. Süßigkeiten mag ich zum Glück ohnehin nicht besonders.

Was noch wichtig ist: Ich stelle mich mittlerweile nur einmal pro Woche auf die Waage, immer freitags. Nach mehreren Wochen zeigt der Verlauf, wie die Gewichtskurve langsam nach unten geht. Das motiviert und zeigt, dass doch stetig etwas weitergeht, ohne von täglichen Schwankungen frustriert zu werden. In den vergangenen vier Wochen habe ich zwei Kilogramm abgenommen. Etwas mehr, als ich wollte. Statt 88 Kilogramm bin ich nun 86 Kilogramm schwer. Macht auch nichts, ging eh ganz leicht. (Günther Brandstetter, 30.9.2018)