Auf diese Show hatte die Modewelt gewartet. Hedi Slimane, der umstrittene ehemalige Designer von Saint Laurent, zeigte am Wochenende in Paris seine erste Show für das Modehaus Céline. Das zum Luxuskonzern LVMH gehörende Label soll zu einer Megabrand, einer Milliardenmarke à la Dior aufgeblasen werden – mit einer Männerkollektion und einer Couture-Linie.
Dass mit der Ernennung Slimanes zum Kreativchef im Jänner ein Richtungswechsel für das 1945 gegründete Modehaus verbunden sein würde, war klar. Slimanes Vorgängerin Phoebe Philo hatte bei Céline rund zehn Jahre lang mit klobigen Pumps und weiten Silhouetten eine erwachsene Galeristinnen-Eleganz etabliert. Slimane hingegen steht für einen abgemergelten Rock-Chic, den Firmen Dior und Saint Laurent hatte er damit ordentlich Geld in die Kassen gespült.
Die Modewelt hatte in den vergangenen Monaten gerätselt: Wird Slimane seine Handschrift auch bei Céline durchziehen? Am Samstagabend war klar: Ja, der Designer hat genau das vor. Nachdem in den Wochen zuvor der Instagram-Account des Hauses geleert wurde und der Akzent von Céline verschwunden war (ähnlich rabiat ging Slimane 2012 bei seinem Antritt bei Yves Saint Laurent vor), zeigte der Designer vor Prominenten wie Lady Gaga und Karl Lagerfeld (er hatte sich vor 17 Jahren in die schmalen Dior-Anzüge von Slimane gehungert) eine einigermaßen einfallslose Kollektion.
Die 96 Entwürfe für Männer wie Frauen sahen aus, als wollten sie nahtlos an die schmalen Dior-Entwürfe bei den Männern und die um Entwürfe für die Frauen erweiterten Saint-Laurent-Kollektionen anknüpfen: knappe Kleidchen, mal mit Keulenärmeln, ein andermal mit breiten Schultern, schmale Hosenanzüge, Sonnenbrillen, vorgeführt von besonders mageren (großteils weißen) Models. Die Modekritiker jaulten auf. Das wird LVMH-Chef Bernard Arnault wenig stören. Céline soll sich verkaufen, er vertraut auf den Slimane-Effekt. Der hat bisher überall funktioniert. (feld, 1.10.2018)