Bild nicht mehr verfügbar.

Sogar der Besuch im Nichtraucherraum ist in sogenannten Mischlokalen ungesund.

Foto: AP/Michael Probst

Graz/Wien – Erste Ergebnisse einer brandneuen Studie, welche die Steiermärkische Gebietskrankenkasse (STGKK) in Auftrag gegeben hatte und nun präsentierte, zeigen deutlich, dass die Gesundheit in Lokalen, in denen geraucht wird, überall gefährdet wird – auch in den Nichtraucherräumen von sogenannten Mischlokalen, also Gastronomiebetrieben, in denen es Bereiche sowohl für Raucher als auch für Nichtraucher gibt.

Kein Schutz vor Passivrauch

In den rauchfreien Räumen von Mischbetrieben ist die Feinstaubkonzentration bis zu achtmal so hoch wie in reinen Nichtraucherlokalen oder auf der Straße. In reinen Raucherlokalen ist die Belastung bis zu 20-mal so hoch wie in reinen Nichtraucherlokalen. "Die rauchfreie Gastronomie rettet Menschenleben", zieht der Obmann der STGKK, Josef Harb, aus den Ergebnissen sein Resümee.

Seit vielen Jahren weisen Experten darauf hin, dass die Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereichen nicht vor den gesundheitlichen Schäden, die Passivrauch anrichtet, schützt. Länder, in denen teils seit Jahrzehnten ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie herrscht, wie Finnland, Irland, Italien oder Kanada, haben einen deutlichen Rückgang bei kardiovaskulären Problemen oder Herzinfarkten. Die Studie, für die im September in verschiedenen Grazer Lokalen mit einem mobilen Partikelzähler (gezählt werden die Partikel in einer Größe von 0,02 bis einem Mikrometer pro Kubikzentimeter), belegt das einmal mehr.

Für Winter schlimmere Werte erwartet

Studienautor Peter Tappler hat bereits mehrere Messungen in Wien durchgeführt, nun wurde in ganz Graz in verschiedenen Arten von Lokalen gemessen. Die Messungen sind nicht abgeschlossen, sondern werden bis Dezember weitergeführt, wobei sich Tappler noch höhere Feinstaubwerte erwartet: "Die Messungen fielen in eine Zeit, wo die meisten Gäste noch in Schanigärten saßen. Das schaut in den Wintermonaten anders aus."

Für Tappler untermauern die Grazer Messungen die Conclusio jener in Wien: "Wissenschaftlich gilt es als gesichert, dass eine Trennung von Nichtraucher- und Raucherbereichen technisch nicht möglich ist. Aber das ist keine Frage der Ratio mehr, sondern eine politische", sagt Tappler im Gespräch mit dem STANDARD, wobei er auf das von der Regierung aufgehobene Rauchverbot in der Gastronomie anspielt, das eigentlich schon für Mai 2018 beschlossene Sache war. Dass kein Rauch von Raucherbereichen in Nichtraucherbereiche dringen darf, wird eigentlich vom Gesetz vorgeschrieben, erinnert Tappler.

Weitere Messungen sollen auch in Linz durchgeführt werden. In Wien und Graz sei die Situation sehr ähnlich, das erwarte sich Tappler auch für Linz. "In einer dritten Phase könnten wir uns auch die Gasthäuser auf dem freien Land anschauen", so Tappler.

Woche der Volksbegehren begonnen

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Zwischenergebnisse ist freilich kein Zufall. Die STGKK unterstützt das von der Wiener Ärztekammer und der Österreichischen Krebshilfe gestartete Don't-smoke-Volksbegehren für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Dieses startete am Montag, genauso wie das Frauenvolksbegehren und jenes gegen die ORF-Gebühren. Das Nichtrauchervolksbegehren erhielt bereits in der Unterstützungsphase 591.146 Unterschriften, in dieser Woche will man 900.000 erreichen.

Zeitgleich begann am Montag in Genf die Anti-Tabak-Konferenz der Weltgesundheitsorganisation, bei der 1.200 Regierungsvertreter bis Samstag über den Kampf gegen Tabak und das Rauchen diskutieren. (Colette M. Schmidt, 1.10.2018)