Der frühere Minister und neue SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda ist die Plagiatsvorwürfe los.

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Wien – Der neue SPÖ-Bundesgeschäftsführer und frühere Kanzleramtsminister Thomas Drozda darf seinen Magistertitel weiter tragen. Das bestätigte die Universität Linz dem "Kurier". Drozda hatte seine Diplomarbeit im Mai 2017 selbst zur Überprüfung eingereicht, nachdem Vorwürfe laut geworden waren, dass es sich bei der Arbeit um ein Plagiat handeln könnte.

Die Universität gelangte zu dem Schluss, dass Drozda sich zum Teil "tatsächlich von Inhalt und Aufbau her an einer zum Zeitpunkt der Einreichung rezenten deutschen Publikation" orientiert habe, ohne diese als Quelle in hinreichendem Maße auszuweisen. Die Uni Linz hat jedoch entschieden, dass die in der "gesetzlichen Bestimmung normierten Voraussetzungen für eine Aberkennung nicht erfüllt" seien. Das Verfahren wurde daher eingestellt.

Keine wörtliche Übernahme

Laut "Kurier", der aus einem Statement der Uni zitiert, wird die Entscheidung unter anderem damit begründet, dass "es sich bei der gegenständlichen Arbeit um eine Diplomarbeit und nicht um eine Dissertation handelt" und keine wörtliche Übernahme von Textpassagen erfolgt sei; dass die Arbeit einen – gemessen an anderen Diplomarbeiten der damaligen Zeit – überdurchschnittlichen Umfang aufweise und die übrigen, für sich allein als Nachweis einer wissenschaftlichen Befähigung geeigneten Teile der Arbeit unbeanstandet geblieben seien.

Außerdem sei "die für einen Teil der Arbeit als Vorbild verwendete Publikation Gegenstand des Betreuungsverhältnisses" gewesen, sodass "die aufgezeigten Parallelen daher bei der Beurteilung berücksichtigt werden konnten".

Plagiatsprüfer Stefan Weber: "halbe Wahrheit"

Plagiatsprüfer Stefan Weber, der eine umfassende Dokumentation der Paraphrasierungen erstellt hat (siehe PDF links), hält die Begründung der Universität Linz nur für die "halbe Wahrheit": Drozda habe auch unterschrieben, alle "inhaltlich entnommenen Stellen" als solche kenntlich gemacht zu haben. "Das hat er natürlich an vielen Stellen nicht getan", so Weber, "womit er gegen die eidesstattliche Erklärung verstoßen hat."

Offensichtlich ist, dass es sich im gegenständlichen Fall um eine Graubereich handelt. Zum einen hat Drozda nie wörtlich zitiert, sondern paraphrasiert, hat also die Passagen aus der deutschen Dissertation umgeschrieben. Zum anderen stützen sich nur einige Kapitel der Diplomarbeit auf die Dissertation.

Dazu kommt schließlich noch, dass Drozda seine Diplomarbeit "Die Internationalisierung verstaatlichter und privater österreichischer Industrieunternehmungen: Unterschiedliche Motivationen und Fähigkeiten" 1989 einreichte, als das universitäre Problembewusstsein in Sachen Plagiat im Vergleich zu heute noch nicht allzu stark ausgeprägt war und die üblichen Standards weniger streng waren.

Die Plagiatsvorwürfe waren in zeitlicher Nähe zu den Plagiatsvorwürfen gegen Bogdan Roščić aufgekommen, den Drozda zum künftigen Staatsopern-Direktor bestellt hatte. Auch diese wurden von der Universität Wien mittlerweile ad acta gelegt. (stew, 1.10.2018)