In den Jugendjahren des Sonnensystems kam es in einer relativ kurze Phase zu häufigen Einschlägen teils riesiger Asteroiden.

Illustration: ESO/M. Kornmesser

Wiener Astronomen haben die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags von Kleinplaneten auf Erde, Mars und Venus berechnet. Wie sie im Fachjournal "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichten, schlagen größere Zentauren – eine Klasse von Asteroiden – mit einer statistischen Häufigkeit von zwei Milliarden Jahren auf Erde, Mars und Venus ein. Kleinere Zentauren treffen unseren Planeten demnach alle 15 Millionen Jahre.

Die meisten Asteroiden bewegen sich zwischen Mars und Jupiter um die Sonne – sie bilden den sogenannten Hauptgürtel. Auch zwischen Jupiter und Neptun gibt es solche Himmelskörper, die Zentauren genannt werden. Aufgrund des viel größeren Volumens dieses Bereichs sind sie allerdings nicht so dicht gesät. Und weil sie viel weiter auseinander sind und nicht so häufig zusammenstoßen, gibt es dort auch deutlich größere Objekte mit Dutzenden bis Hunderten Kilometern Durchmesser.

Katastrophale Einschläge

Weil sie so weit weg sind, kennt man nur die größeren, lichtstarken Objekte, sagt Rudolf Dvorak vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. Ihre stark elliptische Bahn um die Sonne kann aber jene der terrestrischen Planeten, also Merkur, Venus, Erde und Mars, kreuzen und bei einem Einschlag katastrophale Ereignisse hervorrufen.

Dvorak hat gemeinsam mit seinem Wiender Kollegen Mattia Galiazzo und Kollegen aus den USA die langfristige Bahnentwicklung von Zentauren untersucht und die Anzahl der nahen Begegnungen und Einschläge mit Erde, Mars und Venus berechnet. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf die Phase nach dem sogenannten "Late Heavy Bombardment", eine Phase mit häufigen Einschlägen teils sehr großer Asteroiden, die vor etwa 3,8 Milliarden Jahren zu Ende ging.

Groß und schnell

"Die statistische Häufigkeit eines Treffers auf Erde, Mars oder Venus liegt für größere Zentauren bei rund zwei Milliarden Jahren, für kleinere Asteroiden mit einer Größe von rund einem Kilometer aus diesem Bereich bei etwa 15 Millionen Jahren", sagte Dvorak. Deshalb seien die meisten Krater, die bei Impakten entstehen, weniger als zehn Kilometer groß. "Damit ist der Einschlag durch einen Zentauren etwa zehnmal weniger wahrscheinlich als ein Impakt durch Asteroiden aus dem Hauptgürtel", erklärte Galiazzo.

Die Berechnung sei aber dennoch wichtig, "denn Zentauren sind deutlich größere Objekte und kollidieren aufgrund ihrer stark elliptischen Bahn mit wesentlich größeren Geschwindigkeiten mit einem terrestrischen Planeten", sagte Dvorak. Die Berechnungen der Forscher zeigen, dass in den vergangenen vier Milliarden Jahren Zentauren die Ursache für zumindest zwei Massenaussterben gewesen sein könnten. (red, APA, 6.10.2018)