Nicht nur das LDL-Cholesterin ist ein Risikofaktor für Herzinfarkt, ebenso wichtig ist es, seinen Lipoprotein(a)-Spiegel zu kennen, wie Wissenschafter herausgefunden haben.

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Innsbruck – Forscher der Medizinischen Uni Innsbruck haben nun einen Faktor identifiziert, der das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. In einer Studie konnten die Wissenschafter nachweisen, dass das kardiovaskuläre Risiko mit der Höhe des Lipoprotein(a)-Spiegels steigt, heißt es vonseiten der Universität. Den Forschern zufolge sei diese ein wichtiger Anstoß für die Entwicklung neuer Medikamente.

Herzinfarkte und Schlaganfälle zählen in der westlichen Welt zu den häufigsten Todesursachen. Bei Patienten mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Senkung des Blutfettwertes LDL-Cholesterin mit Statinen (Arzneistoff, Anm.) üblicherweise die Therapie der Wahl. "Viele dieser Patientinnen und Patienten bleiben auch unter Statin-Therapie gefährdet und würden deshalb von zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten profitieren", erklärt der Epidemiologe Peter Willeit von der Med-Uni Innsbruck.

Entwicklung von Medikamenten

Im Rahmen der "Lipoprotein(a) Study Collaboration (LPASC)", die Willeit gemeinsam mit Sotirios Tsimikas von der University of California San Diego leitete, wurden die Daten von 29.000 Patienten hinsichtlich des Auftretens kardiovaskulärer Ereignisse in Abhängigkeit vom Lp(a)-Spiegel analysiert. "Der Start einer Statin-Therapie reduzierte erwartungsgemäß die LDL-Cholesterinwerte, jedoch ohne Änderung der Lp(a)-Konzentration. Das errechnete kardiovaskuläre Restrisiko stieg mit der Höhe des Lp(a)-Spiegels nahezu linear an, sodass jene Gruppe mit einem Lp(a)-Spiegel von über 50 Milligramm pro Deziliter das höchste Erkrankungsrisiko aufwies", so Willeit.

Dieser Zusammenhang sei unter Statin-Behandlung sogar noch stärker sichtbar. "Ist das LDL-Cholesterin einmal gesenkt, dann wird der Lp(a)-Spiegel für die Vorhersage des kardiovaskulären Restrisikos noch wichtiger", meint Willeit. Bei rund 20 Prozent der Bevölkerung lasse sich eine erhöhte Konzentration von Lp(a) und damit ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko nachweisen. Die Relevanz von Lp(a) als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei zwar bereits in vergangenen Studien angedeutet worden, mit der aktuellen Analyse werde die statistische Aussagekraft jedoch enorm erhöht.

Wirkstoffe, die Lp(a) selektiv senken, seien bereits in Erprobung und sollen schon bald in Phase II und III Studien getestet werden. "Durch eine effektive medikamentöse Beeinflussung des Lp(a)-Spiegels könnte ein weiterer wichtiger Schritt für die Therapie zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall umgesetzt werden", ist Willeit überzeugt. (APA, 5.10.2018)