Erst am Freitag hat der Onlinehandelsriese Amazon ein Verteilzentrum im niederösterreichischen Großebersdorf eröffnet. Offensichtlich handelt es sich dabei aber nicht um ein reines Lager- und Versandzentrum, sondern um den Teil eines größer angelegten Lieferprojekts.

Wie Amazon dem STANDARD bestätigt, liefert man nun Bestellungen im Großraum Wien auch selbst aus. An Bord sind sieben Partnerfirmen. Diese liefern allerdings nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch unter der Flagge von Amazon, wie Nutzer dokumentieren. Als "sofortigen Vorteil" nennt Amazon, dass viele Kunden, die Produkte am nächsten Tag geliefert haben wollen, nun länger Zeit haben, um ihre Bestellung zu tätigen. Die spätestmögliche Bestellzeit hängt allerdings jeweils vom Wohnort ab.

Schon unterwegs

So wurden in Wien schon Lieferwagen mit Amazon-Aufschrift gesichtet. Ebenso werden erste Zustellungen durch Amazon Logistics dokumentiert.

Bereits im Juni waren die Pläne bekanntgeworden, allerdings nicht über Amazon selbst, sondern über die österreichische Post, die erklärte, dass der Onlinehändler in Wien eine eigene Logistik aufbaue. Im Sommer tauchten schließlich auch passende Jobinserate auf der Website von Amazon auf. In den USA forciert der Konzern die Eigenzustellung stark und setzt dabei vor allem auf kleinere Lieferfirmen als Partner.

Weitere Pläne

Offiziell sagt Amazon nicht, ob das Verteilzentraum auch für neue Services genutzt wird. Wie DER STANDARD aber von einem Insider erfahren konnte, wird der Konzern künftig auch die Zustellung von Waren am Bestelltag im Rahmen von Prime Now Delivery anbieten.

Ob hier nur das Wiener Stadtgebiet oder der Großraum abgedeckt werden und wann der Service verfügbar wird, ist noch nicht klar. In Deutschland gibt es die Schnelllieferung bereits in mehreren Städten.

Post gibt sich vorbereitet

Auf Anfrage des STANDARD heißt es seitens der österreichischen Post, dass Amazon schon vor einigen Monaten gegenüber ihr und anderen Partnerfirmen einen Ausbau der eigenen Logistik angekündigt habe. Das Unternehmen sei aber der "größte Kunde" der Post und werde das auch auf absehbare Zeit bleiben.

In Wien wurden bereits Amazon-Lieferwagen gesichtet.
Foto: derStandard.at/Proschofsky

In die eigenen Pläne habe man die anstehenden Veränderungen "so weit wie möglich" einfließen lassen. Man selbst baue gerade in Hagenbrunn in Niederösterreich ebenfalls ein neues Logistikzentrum, zudem arbeite man laufend an Service-Erweiterungen – etwa durch 24-Stunden-Abholstationen oder Partnerschaften wie zuletzt mit dem Diskonter Hofer. Man rechnet für 2018 mit einem Plus sowohl hinsichtlich der Zustellmengen als auch beim Umsatz.

Auch Amazon bestätigt, dass man weiter mit der Post zusammenarbeite. Wo von wem geliefert wird, würde automatisch entschieden. Das Verteilzentrum in Niederösterreich schaffe "komplementäre" Kapazitäten, um dem steigenden Bedarf der Kunden entgegenzukommen. (gpi, 8.10.2018)

Update, 13.30 Uhr: Die österreichische Post hat eine Stellungnahme übermittelt. Diese wurde in den Artikel eingearbeitet.

Update, 15.40 Uhr: Amazon hat eine Antwort auf die Anfrage übermittelt. Diese wurde gemeinsam mit der Auskunft eines Insiders in den Artikel eingearbeitet.