Die Sonne scheint mancherorts zwar nicht heller, aber dafür länger. Der Energiegewinnung wäre das zuträglich.

Foto: APA/dpa/Fredrik Von Erichsen

Andau/Wien – Erich Scheiblhofer ist geduldig. Manchmal aber gehen selbst dem Geduldigsten die Nerven durch. "Mir wurden haufenweise Prügel in den Weg gelegt, von der Behörde bis zum Netzbetreiber, der uns nicht anschließen wollte", erzählt der burgenländische Winzer über seine Erfahrungen mit der Installation von Photovoltaikmodulen auf dem Dach des gleichnamigen Weinguts in Andau.

Scheiblhofer ist nach einem Praktikum in Kalifornien 2000 in den väterlichen Betrieb eingestiegen. Er wollte Süßweine machen wie sein verstorbener Freund Alois Kracher, hat sich dann aber auf Rote spezialisiert und besitzt nun, etliche Zukäufe später, mit 75 Hektar eines der größten Weingüter Österreichs. Und – er wollte nachhaltig Wein machen.

Weil Andau laut Tourismusverband "mitten in der unendlichen Weite der burgenländischen Puszta liegt" und die Sonne länger scheint als anderswo, war Photovoltaik (PV) die erste Wahl. Scheiblhofer: "Anfangs waren die Behörden die Blockierer. Das bekommen wir nie genehmigt, hieß es."

Das war bei der ersten Anlage mit 100 Kilowatt peak (kWp; Maximalleistung unter Idealbedingungen). "Wir werden behandelt wie Atomkraftwerksbetreiber", sagt der Winzer und verweist auf "Brandschutzauflagen noch und nöcher", die verlangt wurden. Bis zu einem gewissen Grad kann Scheiblhofer die Behörden verstehen: "Das war Neuland für sie."

Geht nicht, hieß es zunächst

Ohne Unterstützung durch Tausendundein Dach, eine Initiative, die 2014 an den Start ging, hätte er möglicherweise "PV PV sein lassen", sagt Scheiblhofer. Tausendundein Dach hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 mehr als 1000 Unternehmensdächer mit Solarkraftwerken auszustatten. Scheiblhofer, der seine PV-Anlage inzwischen auf 268 kWp erweitert hat, ist die Nummer 200. "Wir sind übers Jahr gesehen stromautark. Von Jänner bis April speisen wir überschüssigen Strom ins Netz ein, im Sommer und während der Weinlese kaufen wir zusätzlichen Strom zu," sagt Scheiblhofer. Um auch diesen Bedarf aus eigener Kraft zu decken, will der Winzer seine PV-Anlage auf 400 kWp ausbauen.

"Geht nicht", hieß es zunächst vom zuständigen Netzbetreiber Burgenland Netz. Scheiblhoher hat die bei der E-Control eingerichtete Schlichtungsstelle eingeschaltet. Jetzt geht es doch.

"Es gab ein Kommunikationsproblem; die Lieferfirma hat einen höheren Ausbauwert angemeldet. Das hätte Probleme für die Netzstabilität zur Folge gehabt", sagt Burgenland-Netz-Chef Peter Sinowatz. Nun habe man eine technische Möglichkeit gefunden, die Anlage anzuschließen. Durch den starken Ausbau erneuerbarer Energien stoße man aber unweigerlich an Grenzen, wenn nicht gleichzeitig auch die Netze verstärkt würden. Dazu brauche es aber Garantien, dass das Geld, das investiert werden muss, auch zurückverdient werden kann. (stro, 11.10.2018)