Auf die Plätze, fertig, los: Auf der Expo Real gab es einen regelrechten Run auf Immobilien.

Foto: Thomas Plettenberg / Messe München

Der Zustrom zur Immobilienmesse Expo Real, die vor wenigen Tagen in München stattfand, war auch heuer enorm – und zwar schon am Morgen des ersten Messetages. So enorm, dass die Lanyards – das sind die Kordeln, an denen die Eintrittskarte befestigt und von stilsicheren Messebesuchern um den Hals getragen wird – zu Mittag aus waren. "Ich habe das noch nie erlebt", erklärte ein Messemitarbeiter den Besuchern – und vertröstete auf den zweiten Tag.

Ansonsten gab es an der Stimmung auf der Immobilienmesse nichts auszusetzen: "In den Vorjahren drehten sich die Diskussionen wenigstens noch darum, wie lange es noch so gut weitergehen wird", erklärte ein Messebesucher. "Heuer wird darüber nicht einmal mehr gesprochen."

"Eher noch mehr Geld"

Die Immobilienbranche hat derzeit aber auch wenig Anlass zur Sorge. "Es wird eher noch mehr Geld als bisher in Immobilien fließen", ist Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter des Wiener Immo-Dienstleisters EHL, überzeugt. "Die Kombination aus niedrigen Leerstandsraten, boomender Wirtschaft und der Tiefstzinspolitik der EZB ist ein äußerst kraftvoller Motor für die Immobilienmärkte."

Wie zum Beweis dafür gab die Signa Holding auf der Messe bekannt, mit welchem deutschen Vorsorgefonds sie künftig kooperieren wird (siehe Artikel). "Zielvolumen: eine Milliarde Euro."

Suche nach großen Objekten

EHL-Wohnimmobilienspezialistin Sandra Bauernfeind berichtet, dass man auf der Expo "eine ganze Reihe von Suchaufträgen für österreichische Wohnimmobilien" erhalten habe. "Gesucht werden Objekte oder Portfolios von 100 Wohnungen aufwärts."

Nach wie vor werde der Markt mit viel Geld überschwemmt, potenzielle Käufer würden "bei praktisch allen investmentfähigen Produkten Schlange stehen", bestätigt auch EHL-Investmentchef Franz Pöltl. Großvolumige Produkte seien am Markt rar gesät, während viel Geld veranlagt werden will. "Durch die Bank gilt: Je größer Investments sind, desto stärker sind sie nachgefragt."

Big Data, Smart Data

Beim Immobiliendienstleister CBRE sieht man Big bzw. Smart Data als eines der großen Themen der Zukunft. Diskussionen über die Blockchain-Technologie und wie sich diese auf die Immobilienbranche auswirken wird, stießen auf riesiges Interesse auf der Messe. Eine mögliche Spielart: Durch die Blockchain könnten globale Transaktionsfees eingedämmt werden. Da wurden die Investoren hellhörig.

Erstmals seit langem war heuer auch die Wiener Politik zu Gast in München. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) diskutierte über Sharing Economy und Mobilität der Zukunft und präsentierte Wien als Vorzeigestadt: Es würden keine Stadtteile ohne Anbindung an den öffentlichen Verkehr mehr entwickelt und bei der Gestaltung Wert darauf gelegt, dass die Flächen für Fußgänger und Radfahrer attraktiv sind.

Wichtig seien Sammelgaragen am Rand der Stadtviertel. Diese werden in Wien allerdings im Gegensatz zu anderen Städten ober- und nicht unterirdisch gebaut. Nicht nur, weil das günstiger ist, sondern weil die Umnutzung später leichter ist. Zwar sei eine echte Förderung der E-Mobilität etwa beim Umstellen von Flotten wünschenswert. Die große Veränderung für die Städte werde aber das autonome Fahren sein.

Leben in Zyklen

Für viele sind die teils hochkarätig besetzten Diskussionsrunden aber bloß Beiwerk. Worum es für sie auf der Expo Real wirklich geht, ist, Kontakte zu knüpfen und Deals für die Zukunft anzubahnen. Aber auch wenn nicht mehr so viel darüber geredet wird: Die nächste Krise kommt. "Wir leben in Zyklen", so der eingangs erwähnte Messebesucher. "Und das ändert sich nicht." (zof, mapu, 11.10.2018)