Start-up-Gründer und Neo-Landwirt Jakob Schmied hat sich einen alten Bauernhof mit Blick auf Linz umgebaut. Er wünscht sich aber, dass irgendwann anstelle des alten Gebäudes ein Haus steht, das man gar nicht mehr sieht.

"Vor fünf Jahren hat sich meine Familie mit diesem Bauernhof oberhalb von Linz einen Traum erfüllt. Ursprünglich hatten wir allerdings gar nicht vor, ihn auch zu bewohnen. Das Gebäude war damals nämlich sehr heruntergekommen.

"Die niedrige Raumhöhe war am Anfang gewöhnungsbedürftig. Ich habe mir bei jeder zweiten Tür den Kopf angeschlagen." Jakob Schmied in seiner Wohnung im Bauernhof.
Foto: Dietmar Tollerian

Der Hof wurde 1900 als Auszugsbauernhof vom Mutterbauernhof nebenan gebaut. Er war quasi die Mitgift für die Tochter des Bauern. Leider ist er dann 1950 fast komplett abgebrannt. Dieser Teil hier ist der einzige, der übriggeblieben ist. Vor drei Jahren hatte ich plötzlich einen nächtlichen Geistesblitz: ob man aus dieser Wohnung, die ja bereits vorhanden war, nicht doch etwas machen könnte? Gut geschnitten war sie ja.

Gemeinsam mit meiner damaligen Freundin und einem befreundeten Innenarchitekten habe ich die 150 Quadratmeter große Wohnung dann in drei Monaten umgebaut. Mir war wichtig, die Charakteristik zu erhalten.

Grundsätzlich bin ich sehr designverliebt. Mir gefällt Schwarz-Weiß, ich mag es clean. Hier war klar, dass das nicht funktioniert, weil ein Bauernhof nicht clean ist. Der Bauernhof ist etwas Verspieltes, Farbiges, hier blüht viel. Mir waren Farben wichtig, die harmonieren. An den Wandfarben habe ich lange getüftelt.

Fotos: Dietmar Tollerian

Bei den Möbeln habe ich auf einen Mix aus Alt und Neu gesetzt. Ich habe alte Stücke mit Designklassikern kombiniert. Also zum Beispiel Bauerntruhen und Schränke von meiner Oma mit Vitra-Sesseln oder einem Eames Lounge Chair. Ich habe cleane Oberflächen mit Materialien wie Wollteppichen, Schaffellen und Loden gepaart. Ich wollte viele für Österreich typische Materialien verwenden.

Bei den Möbeln kommt mal etwas dazu und dann wieder weg. Ich nehme immer wieder etwas mit, wenn ich verreise. Es darf schon wachsen hier. Und es gibt einige Räume, mit denen ich noch nicht zufrieden bin. Mit meinem Schlafzimmer etwa.

An den Wänden hängt bei mir nur wenig. Ich mag Kunst und fotografiere, aber nicht so, dass ich es mir an die Wand nageln will. Ich schaue aus dem Fenster, das reicht mir. Das ist ja eh ein Bild, das jeden Tag anders ist. Heute ist es eher bewölkt, ein anderes Mal erstrahlt Linz im Abendrot. Ich sitze hier in der heiligen Ruhe und schaue hinunter auf die rauchenden Schlote der Voest. Das ist schon etwas Besonderes.

Fotos: Dietmar Tollerian

Beim Umbau haben wir einige Spuren von früher entdeckt. Von der Wand im Wohnzimmer habe ich den Putz von den alten Ziegeln runtergeschlagen und dabei neuere Ziegel entdeckt. Dahinter haben wir eine alte Stiege gefunden, die ins Nichts führt.

Die niedrige Raumhöhe war am Anfang gewöhnungsbedürftig. Ich habe mir durch meine Körpergröße bei jeder zweiten Tür den Kopf angeschlagen. Aber nach zwei Monaten geht man gebückt durch die Tür. Das ist okay, weil das der Charme eines alten Bauernhofes ist. Auch die Kastenfenster haben einen Charme, obwohl es im Winter unfassbar zieht.

Recht viel besser als diese Wohnung geht es für mich nicht. Aber ich weiß, dass ich nicht ewig hier wohnen werde, weil der Hof irgendwann adaptiert werden muss. Die Substanz ist nicht gut. Und es ist dekadent, in einem Riesengebäude zu leben, das so viel Fläche versiegelt, gleichzeitig aber unpraktisch für die Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts ist.

Wenn man intelligent baut, dann kann man Grundfläche einsparen und bekommt mehr dafür. Wir können den Innenhof unseres Vierkanters kaum nutzen, weil die Sonne kaum reinkommt. Wir nutzen weder unser Holz, die Sonne, die Erdwärme, noch das Wasser. Diese Wohnung ist für mich also nur eine Zwischenlösung.

Für die Zukunft braucht es ein Gesamtkonzept. Ich wünsche mir, dass sich unser Hof in der Zukunft so gut in die Landschaft einfügt, dass man ihn gar nicht mehr sieht." (Franziska Zoidl, 15.10.2018)