Nein, das sind keine Filmstills aus Tom Tykwers Epos "Babylon Berlin", verwandt sind August Sanders Perspektiven von Menschen der Weimarer Republik allemal.

Den Blick in August Sanders "Meisterwerke" fotografierte Lukas Friesenbichler.

Berühmt ist August Sander für seine kargen, archaischen, Authentizität vermitteln- den, aber ziemlich statisch anmutenden Fotoserien gesellschaftlicher Typologien. Sanders (1876-1964) Anspruch war es, exemplarisch ein Gesamtbild der "Menschen des 20. Jahrhunderts" zu erstellen.

Tausende Einzel- und Gruppenporträts, nach beruflichen, sozialen, familiären Gesichtspunkten sortiert, sollten das "Antlitz der Zeit" dokumentieren. Seine signifikanten Motive zählen zu den wesentlichen Vertretern des kollektiven fotografischen Gedächtnisses.

Die nun im Original exhumierten Vintage-Prints zeigen zudem die kunsthistorische Dimension des reichen OEuvres. Die feinen grafischen Differenzierungen, die der Künstler durch handwerklichen Umgang in der Dunkelkammer mittels Auswahl von Fotopapier und Belichtung geschaffen hat, erhöhen die Sensibilität des künstlerischen Valeurs abseits des materiellen Werts.

Viele der Meisterwerke – dieser wunderbare Charme des Analogen! – zeugen auch von Leichtigkeit, Verve und Empathie, oszillierend zwischen Hedonismus und Verderbnis, Überfluss und Ausbeutung, Geist und Ungeist. (Gregor Auenhammer, 13.10.2018)