Wien – Der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider intonierte Kärntnerlieder, Vizekanzler Heinz-Christian Strache versuchte zu rappen, und bei Neos-Gründer Matthias Strolz singt das Publikum seine Parlamentsreden mit.

Denn der Abschied von der politischen Bühne ist für Strolz nicht unbedingt ein Abschied vom Rampenlicht. Am Samstagabend genoss der mittlerweile Ex-Politiker ebendieses im ausverkauften Wiener Club Flex allerdings in ungewohnter Rolle: Gemeinsam mit Remixkünstler Kurt Razelli präsentierte er das Album "Lost in Space". Wie es zu der ungewöhnlichen Allianz kam?

DER STANDARD

Die Parlamentsreden des ehemaligen Neos-Chefs unterlegte Mashup-Künstler Razelli gerne mit seinen Beats: Für beide ein Hit, die Remixes erreichten Kultstatus und eroberten das Netz. Als Strolz seinen Rückzug bekannt gab, kam Razelli auf ihn zu, mit der Idee, gemeinsam eine Platte zu produzieren. Der Künstler, der sein Gesicht nicht zeigt und mit Arnold-Schwarzenegger-Maske auf der Bühne stand, würde seine Kernbotschaften gut rüberbringen, ist der ehemalige Politiker überzeugt. Dank ihm könne er junge Menschen erreichen, die weniger klassische Medien konsumieren.

Tausendsassa Strolz fand Gefallen an dem Plan, wobei er im STANDARD-Gespräch betont, es bei einem einmaligen Auftritt belassen zu wollen. "Ich musste meinen inneren Schalk in den letzten Jahren ja verstecken", sagt Strolz. Nur manchmal sei er durchgeblitzt, dank Razelli darf er sich nun ganz zeigen. Und dabei hatte er großen Spaß. Strolz tanzte, er rappte ein wenig und rief immer wieder begeistert ins junge Publikum: "Hebt die Hände in die Höhe, hebt eure Flügel!"

Matthias Strolz rockte die Bühne
Foto: Der Standard/Egyed

Und das Publikum machte begeistert mit. Bei "Das ist nicht okay", dem Song, den er an die rot-schwarze Regierung richtete, tobte die Crowd, bei "Rauchen", Strolz' Abrechnung mit Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) wegen der Rücknahme des allgemeinen Rauchverbots in der Gastronomie kochte das Flex und grölte gemeinsam "Was ist mit Ihnen?".

KURT RAZELLI

Aber auch einige neue Songs performte das ungewöhnliche Duo. Weil jeder Rapper seinen Block musikalisch würdigt, hat auch Strolz einen Song über seine Heimatgemeinde Dalaas am Arlberg im Repertoire. "Meine Berge, mein Skilift, meine Kühe", rappte Strolz vor den Bildern des Arlbergs die Nummer "Mein Klostertal", die durchaus Potenzial als inoffizielle Hymne für Dalaaser und Zuger im Exil hat.

Die Musikclips sind spacig wie der Titel der Platte, und Strolz ist auf der Bühne einfach in seinem Element. Und er bewies auch Selbstironie: Sein viel verschmähtes Kastaniengedicht "Du bist so prall und so glänzend" vertonten die beiden als Bonustrack. Dazu warf der Neos-Gründer Kastanien ins Publikum. (Marie-Theres Egyed, Video: Andreas Müller, 14.10.2018)