Das Ergebnis der Wahl ist für die CSU eine Katastrophe mit Anlauf.

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Danke, lieber Herrgott, dass es vorbei ist. Es sei dieser Stoßseufzer gestattet, angesichts der Bedeutung die die Bayern-Wahl in den vergangenen Wochen bekommen hat. Die drohende Katastrophe vor Augen, versuchte die CSU das Gefühl zu vermitteln, dass das wirtschaftlich stabilste deutsche Bundesland zu einem "failed state" werden könnte, wenn zu viele Parteien in den Landtag einziehen und zu wenige CSU wählen würden.

Das ist natürlich Unsinn, und am Sonntag wurde die CSU auch dafür abgestraft. Das Ergebnis ist eine Katastrophe mit Anlauf. Es kam ja nicht überraschend, aber wenn die miserablen Umfragewerte sich dann doch in grausige Wahlresultate verwandeln, tut es dennoch verdammt weh – erst recht, wenn man so erfolgsverwöhnt ist.

Sehr viele Wählerinnen und Wähler hatten die CSU einfach satt, obwohl das Land wirtschaftlich boomt. Doch das aktionistische Kreuzaufhängen in den Amtsstuben hing ihnen ebenso zum Hals heraus wie das umstrittene Polizeiaufgabengesetz. Unerträglich war das Schauspiel, das der neue Ministerpräsident Markus Söder und CSU-Chef Horst Seehofer aufführten: Sie kämpften gegeneinander und veranstalteten daneben peinliche Schmuseshows.

Den Liberalen in der CSU war die Asylpolitik zu harsch, dem rechten Flügel zu lasch. Die einen wechselten zu den Grünen, die anderen zur AfD. Die CDU schaffte es nicht mehr, als große stolze Volkspartei verschiedene Gruppierungen unter ihrem Dach zu vereinen. Auch die große Erzählung, dass Bayern eben nur bei ihr – der CSU – in guten Händen sei, kam nicht mehr an.

Ende der Quasimonarchie

Die Bayern wollten der CSU den Freistaat nicht mehr alleine anvertrauen, sie wünschten sich ein Korrektiv an ihrer Seite. Zwar bedeutet das Ergebnis für die CSU das Ende der Quasimonarchie, aber für Bayern ist ein Stück Normalität wahr geworden. Auch dort wird man künftig um Kompromisse ringen und als CSU ein paar kleinere Brezel backen müssen.

Noch nicht absehbar ist, wie sich das Ergebnis auf die Bundespolitik in Berlin, wo die CSU ja mit am Kabinettstisch sitzt, auswirken wird. Grundsätzlich ist die CSU da mit einer recht simplen Mission unterwegs: Fühlt sie sich stark, glaubt sie Merkel angehen zu können. Ist sie schwach, verspürt sie auch genau diesen Drang – im Glauben, damit wieder stärker zu werden.

Doch noch nie war es so offensichtlich wie diesmal: Ein Gutteil dieser gewaltigen Wahlniederlage ist auf das Auftreten in Berlin zurückzuführen. Mal hü in der Asylpolitik, mal hott, und das über Jahre – es war einfach unerträglich. Die CSU hat immer groß gefordert und wild gedroht, aber vergleichsweise wenig erreicht.

Viel wird davon abhängen, wer sich in der dezimierten CSU durchsetzt, wie die Neuaufstellung aussehen wird und ob überhaupt alle begreifen, dass es einer solchen dringend bedarf. Jetzt geht es erst einmal ums Wundenlecken, und das wird noch sehr lange dauern. (Birgit Baumann, 14.10.2018)