DNA-Fragmente lassen sich mittlerweile oft auch ohne neuerliche DNA-Abnahme des Verdächtigen identifizieren

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In naher Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, DNA-Proben von Verdächtigen abzunehmen, um diese zu überführen. Vielmehr ist fast jede DNA-Probe allein durch den Abgleich mit Datenbanken zuordenbar, zumindest in den USA und Europa. Das behauptet zumindest der Forscher Yaniv Erlich, der mit Kollegen einen Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Science verfasst hat. "Das Fazit lautet, dass es egal ist, ob man selbst getestet wurde oder nicht", sagt Erlich.

Prall gefüllte Datenbanken

Das liegt daran, dass DNA-Datenbanken mittlerweile prall gefüllt sind. Rund sechzig Prozent der US-Amerikaner mit europäischen Vorfahren könnten schon jetzt durch offen zugängliche DNA-Datenbanken zugeordnet werden. Dazu kommen behördliche Datenbanken von Straftätern, die überwiegend afroamerikanisch oder hispanisch sind. Die Zuordnung erfolgt durch einen ersten Abgleich mit vorhandenen Proben, daraufhin können anhand mehrere Treffer Verwandtschaftsverhältnisse identifiziert werden. Anhand öffentlich zugänglicher Quellen wie Adressbüchern kann dann die richtige Person entdeckt werden.

Straftäter überführen

Polizeibehörden nutzen diese Methodik schon jetzt, um Straftäter zu überführen. Spektakulär war dies im Fall des "Golden State Killers", der nach Jahrzehnten durch einen Fund in einer öffentlichen DNA-Datenbank identifiziert wurde. Allerdings werfen die Erkenntnisse der Forscher auch Fragen über Privatsphäre und Datenschutz auf. So könnte die DNA-Zuordnung genutzt werden, um Personen ohne ihr Wissen auszuspionieren. (red, 15.10.2018)