Mediziner Carlos Pineiro wiegt eine Frau im Gesundheitszentrum.

Foto: APA/AFP/MIGUEL RIOPA

Auch die Kinder der Stadt sollen sich mehr bewegen.

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Diego Platas ist Restaurantbesitzer und kocht jetzt gesünder für seine Gäste.

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Alleine abnehmen ist eine Qual, zusammen geht es leichter. Deshalb haben mehr als 4.000 Bewohner der spanischen Stadt Naron beschlossen, gemeinsam an ihrem Gewicht zu arbeiten. Ihr Ziel: 100.000 Kilo weniger bis Anfang 2020.

Die Idee zur gemeinsamen Diät hatte der Arzt Carlos Pineiro. "Im 21. Jahrhundert vergessen die Leute, dass sie eigentlich zum Laufen gemacht sind", sagt der 63-Jährige. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung rief er im Jänner die Bürger der galicischen Stadt auf, gesünder zu essen und sich mehr zu bewegen. Seither verlässt er seine Praxis regelmäßig, um mit den Abspeckwilligen im Stadtpark Sport zu machen.

Auch Conrado Vilela Villamar ist oft dabei. Doch der frühere Kranführer bewegt sich seit Beginn des Programms nicht nur mehr, er hat auch seine Essgewohnheiten geändert. "Als erstes habe ich Kutteln, Schweinebauch und Aufschnitt weggelassen", sagt der 65-Jährige.

Riesige Portionen

Von den 40.000 Einwohnern der Stadt sind laut Pineiro etwa 9.000 übergewichtig, weitere 3.000 gelten als fettleibig. Galicien im Nordwesten Spaniens ist die Region mit dem größten Anteil Übergewichtiger in Spanien, wie eine Studie der spanischen Gesellschaft für Kardiologie ergab.

"Wegen des regnerischen Klimas hier sind die Leute häufig zu Hause und nehmen täglich viele Kalorien zu sich", sagt Pineiro. Die galicische Küche ist bekannt für ihre oft riesigen Portionen.

Die Teilnehmer des Programms werden individuell beraten, wie sie am besten ihr Gewicht dauerhaft reduzieren und so das Risiko für chronische Krankheiten senken können. Regelmäßig kommen sie in die Gesundheitszentren der Stadt, um sich wiegen zu lassen.

Gesündere Gerichte

An diesem Tag steht Maria Teresa Rodriguez auf der Waage. "Im März wog ich 82 Kilo, jetzt sind es 70", sagt die 55-Jährige strahlend. "Ich gehe mit Freunden laufen. Mit dabei ist auch eine Frau um die 80, die sich an meinem Arm festhalten muss", erzählt Rodriguez. Täglich macht sie eineinhalb Stunden Sport, und freitags geht sie nun wieder Tanzen – "seit die Beine nicht mehr weh tun".

18 Restaurants in der Stadt wollen auch einen Beitrag leisten, um das 100.000-Kilo-Ziel zu erreichen, und bieten gesündere Gerichte an. "Ich ersetze Salz durch Algen und Butter mit naturbelassenem Olivenöl", sagt der Restaurantbesitzer Diego Platas.

Von Klein auf

"Es ist nicht leicht, Erwachsene zu überzeugen", sagt der Arzt Pineiro. Deshalb bezieht das Programm auch Kinder mit ein, denen von Klein auf ein gesunder Lebensstil vermittelt werden soll.

An der Schule Jorge Juan in Naron läuft ein Pilotprojekt. Täglich können die Kinder eine Stunde Sport machen und in der Pause an der Strandpromenade spazieren gehen. Schüler, die keine Lust auf Sport haben, setzen sich zumindest beim Lesen auf einen Hometrainer. Lehrerin Maria Jose Cazorla geht mit gutem Beispiel voran: Innerhalb eines Jahres hat sie 14 Kilo abgenommen. (APA, 15.10.2018)