Viele Sicherheitskräfte am Tatort.

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Der Direktor der Schule spricht von einem Blutbad.

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Ein Ersthelfer trägt eines der Opfer aus der Schule.

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Moskau/Kertsch – Bei dem Vorfall an einer Schule auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim handelt es sich den Ermittlern zufolge um einen Amoklauf. Verdächtigt werde ein 18-Jähriger, der sich nach der Tat in der Hafenstadt Kertsch selbst getötet habe, teilten die Ermittler am Mittwoch mit. Er soll dort mindestens 19 Menschen, vor allem Schülerinnen und Schüler, getötet haben. Außerdem wurden mindestens 40 verletzt.

Die Opfer sind nach neuesten Angaben der Ermittlungsbehörden erschossen worden. Erste Untersuchungen der Leichen hätten ergeben, dass die Opfer an Schussverletzungen gestorben seien, erklärte die russische Staatsanwaltschaft. Allerdings soll während der Schießerei auch eine Bombe in der Cafeteria der Schule explodiert sein. Ermittler meldeten am Abend, sie hätten noch eine weitere Bombe gefunden. Diese sei aber entschärft worden.

Massenmord durch Mistkerl

Trotzdem gehen die Behörden bisher ausdrücklich nicht von einem Terrorakt aus. Der Regierungschef der 2014 von Russland annektierten Krim, Sergej Axjonow, sagte im russischen Fernsehen, es handle sich um einen "von einem Mistkerl verübten Massenmord".

Bei den meisten Opfern handelt es sich den Ermittlern zufolge um Jugendliche. Der Täter wurde als der 18-jährige Wladislaw R. identifiziert, der die Schule ab 2015 besuchte. Die Zeitung "RBK" zitierte einen Mitschüler mit den Worten, der Jugendliche habe die Schule "wegen bösartiger Lehrer gehasst" und angedeutet, dass er sich an diesen rächen wolle. Die Leiche des 18-Jährigen wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft neben einer Pumpgun gefunden.

Druckwelle sprengte Fenster

Ein Schüler, der das Drama miterlebte, schilderte, dass er gerade im Unterricht saß, als er aus dem ersten Stockwerk Schüsse hörte. Er und seine Mitschüler seien aus der Klasse gestürmt. Auf dem Gang hätten fliehende Schüler ihnen zugerufen, "dass ein Mann mit einer Schusswaffe auf jeden schießt". "Dann gab es eine heftige Explosion. Zum Glück war ich schon im Freien, aber ich habe gesehen, wie die Druckwelle die Fenster gesprengt und Leute hinausgeschleudert hat", sagte der Schüler.

Das russische Katastrophenschutzministerium rief den Ausnahmezustand in Kertsch aus und entsandte nach eigenen Angaben drei Hubschrauber mit medizinischem Personal sowie ein Flugzeug. Die russische Armee schickte 200 Soldaten, Fernsehbilder zeigten Panzerfahrzeuge und Soldaten in Tarnanzügen an den Zufahrtsstraßen nach Kertsch. (red, APA, 17.10.2018)