Gerald Toifl (rechts) hat für den Lobbyisten Walter Meischberger die Selbstanzeige erarbeitet – und wurde selbst angeklagt. Trotzdem ist er: freundlich.

Foto: APA/Punz

Ein "höchst nervöser" Karl-Heinz Grasser, ein "zorniger" Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki, ein selbst "ins Feuer" geratener Rechtsanwalt, Universitätsprofessor und Steuerberater Gerald Toifl, ein Walter Meischberger, der Angst vor einer Verhaftung hatte. Das waren die Darsteller, die am 58. Buwog-Verhandlungstag auf der Bühne des Großen Schwurgerichtssaals auftraten. Indirekt aber nur – denn mit diesen Worten beschrieb Toifl seine heutigen Mitangeklagten in seiner Einvernahme durch die vorsitzende Richterin, Marion Hohenecker.

Die ging mit dem früheren Anwalt und Berater von Walter Meischberger dessen Einvernahmeprotokolle und andere Aufzeichnungen durch – und Toifl führte die Zuhörer in den Herbst 2009 zurück. Damals hatte er für Meischberger die Selbstanzeige bei der Finanz für die bis dahin unversteuert gebliebene Buwog-Provision erstattet – und bekam daher auch mit Grasser, Wicki und Meischbergers Bankern zu tun.

Meischbergers Angst vor U-Haft

Toifl ist wegen des Vorwurfs der Beweismittelfälschung, versuchter Begünstigung und Beihilfe zur Geldwäscherei angeklagt; er bestreitet das, und es gilt die Unschuldsvermutung. Am Donnerstag schilderte er, wie er damals versuchte, zu eruieren, auf welchen Konten welches Geld lag, bzw. den Auftrag gab, alles zu versilbern: Meischberger wollte ja seine Steuerschuld begleichen. Der habe damals in der Angst gelebt, in Untersuchungshaft zu wandern, vor jedem Flug nach Ibiza (wo er eine Wohnung hatte) habe er sich erkundigt, ob er abreisen dürfe.

Auch Grasser sei nach Auffliegen der Affäre rund um die Privatisierung der Buwog "höchst nervös" gewesen, erinnerte sich der Angeklagte. Der Exminister habe ihm ständig neue Handynummern genannt, mehr als einmal pro Monat die Nummer für Gespräche über die Causa gewechselt. Grasser fürchtete damals, abgehört zu werden; zu Recht, wie man heute weiß.

Gegenseitige Vorwürfe

Die Beziehung zwischen Meischberger und Grasser war damals wegen der ganzen Aufregung um die Buwog-Provision von fast zehn Millionen Euro zwar sowieso angespannt, zudem durften die beiden nicht miteinander reden. Denn im Oktober 2009 forderte Anwalt Toifl die zwei auf, "keinen Kontakt miteinander zu haben". Wenn Grasser Informationen über den Stand der Ermittlungen wollte, habe er ihm die gegeben. Grasser warf Meischberger damals vor, ihn in die Angelegenheit hineingezogen zu haben.

Dasselbe Gefühl hegte laut Toifl der Schweizer Vermögensverwalter Wicki – der allerdings sei "zornig auf Grasser" gewesen. Bei einem Treffen in einem Restaurant hoch über dem Zürichsee seien Wicki, Grasser, Toifl und ein Liechtensteiner Anwalt zusammengekommen, um über die Briefkastenfirma Mandarin und die MIP-Aktien zu reden. Für die Mandarin war Wicki zuständig, auf ihrem Konto flossen dessen eigenes Geld, MIP-Aktien Meischbergers und das Schwiegermuttergeld zusammen.

Vermögensverwalter in der Steuerfalle

Dort in Zürich sei der sonst so ruhige Wicki bös geworden. Denn: Mit seinem Geld vom Mandarin-Konto wollte er seine Steuer zahlen, konnte das aber nicht: Konto Mandarin wurde eingefroren. "Wicki warf Grasser vor, schuld zu sein, weil der ihm Meischberger vorgestellt hatte." Und Grasser? "Der war nicht so beredt wie sonst", erinnerte sich Toifl.

Stundenlang schilderte er, wann welcher Vertragsentwurf oder Vertrag bei ihm landete, völlige Klarheit war da aber nicht herzustellen. Nur eines ist fix: Originale, anhand derer man das Alter der Unterlagen herausfinden könnte, gibt es nicht.

Letztendlich schilderte Toifl, dass auch er selbst "ins Feuer" geraten sei. 2011 habe er die Kanzlei, in der er als Partner gearbeitet hat, verlassen, nicht zuletzt wegen einer bedingten Verurteilung in Deutschland. Der frühere Anwalt knapp: "Ich arbeite jetzt lieber als Berater der Berater." (Renate Graber, 18.10.2018)