Seine Figuren verlor der Donnerbrunnen schon einmal: Als Maria Theresia befand, sie seien zu anstößig.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Das Bild des Neuen Marktes in der Wiener Innenstadt prägten bisher zwei Dinge: der Donnerbrunnen und Taxis. Um ersteres ist nun eine Wand aus Holzplatten gebaut, zwischen den Platten sieht man auf den historischen Brunnen mit seinen von Wind und Wetter grün gefärbten Figuren. Wenige Meter weiter steht, im selben Grünton, ein Dixi-Klo. Am Montag werden Bauarbeiter beginnen, den Brunnen abzutragen.

Außerhalb der Mauer, zwischen den Taxis, stehen zwei Holzbänke. Auf der vorderen sitzen zwei Taxifahrer, von hier aus verfolgen sie seit Jahren die Wickel rund um den Neuen Markt.Die begannen spätestens 2006, als Anrainer über den Bau einer Tiefgarage abstimmten und mehrheitlich dagegen waren. 2012 wurde erneut gestimmt, diesmal für die Garage – und für eine Verkehrsberuhigung an der Oberfläche. Nachdem 2015 Vorarbeiten begonnen und wieder beendet wurden, soll 2019 der Bau starten, hieß es aus dem Büro von Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP). Die mehrstöckige Tiefgarage wird Platz für rund 350 Autos bieten.

Autofreie Oberfläche

Wieviele der Parkplätze, die jetzt am Neuen Markt sind, wegfallen werden, ist offen. Auch, was mit den Taxiständen passieren wird. "Solange wir hier parken können, werden wir herfahren", sagt einer der beiden Taxifahrer. Fix sei nur, so der Figl-Sprecher, dass ein Teil des Neuen Marktes zur Fußgängerzone wird und ein anderer befahrbar sein soll. Man gehe davon aus, dass "die Oberfläche eher autofrei bleibt."

Auf der zweiten Bank am Neuen Markt, Rücken an Rücken mit den Taxlern, getrennt durch einen Mülleimer, sitzen zwei Damen in eleganten, braunen Mänteln. Sie arbeiten in umliegenden Läden. "Viele haben schon in der ersten Bauphase ihre Geschäfte geschlossen", sagt eine. Mehr Grünflächen wünsche sie sich, sagt die andere und blickt über den grauen Platz, "und mehr Sitzplätze."

Ombudsmann für Anrainer

Um Wünsche wie diese und Beschwerden entgegenzunehmen, ließ die Bezirksverwaltung eine Ombudsstelle einrichten, sie ist per Mail und Telefon erreichbar und wurde den Anrainern kommuniziert.Ursula Stenzel (früher ÖVP, jetzt FPÖ), die als ehemalige Bezirkschefin beide Anrainerbefragungen durchführte, bezifferte die Kosten damals, 2012, mit 34 Millionen Euro – betonte aber, dass den größten Anteil der private Garagenerrichter tragen würde. Der jetzige Bezirksvorsteher sieht das ähnlich: Da gelte das Verursacherprinzip, so Figls Sprecher, wer Löcher aufmache, müsse sie wieder schließen, physisch und finanziell. 2022 soll der Bau abgeschlossen sein – und der Donnerbrunnen samt seiner Figuren wieder an seinem Platz. (elas, 19.10.2018)