Der japanische Event- und Hochzeitsveranstalter Crazy belohnt ausgeschlafene Mitarbeiter. Wer laut Geschäftsführer Kazuhiko Moriyama pro Nacht mindestens sechs Stunden an fünf Tagen pro Woche schläft, erhält über ein ausgeklügeltes System Punkte gut geschrieben. Diese können in der Kantine gegen Essen im Wert von bis zu 570 Dollar (knapp 500 Euro) pro Jahr eingetauscht werden. Überprüft wird die Dauer der Nachtruhe mittels spezieller Schlaf-Tracker.

Schlafmangel weitverbreitet

Was sich für europäische Angestellte befremdlich anhört, hat in Japan einen gewichtigen Grund. Denn mehr als 92 Prozent der Japaner über 20 Jahre bekommen laut einer Erhebung des Gesundheitsprodukte-Herstellers Fuji Ryoki nicht genügend Schlaf. Ursachen für diese Entwicklung sind auch in der Überalterung der japanischen Gesellschaft zu finden. Der daraus resultierende Arbeitskräftemangel geht einher mit dem kulturell verankerten Glauben an die Selbstaufopferung für den Dienstgeber.

"Du musst die Rechte deiner Angestellten schützen, anderenfalls schwächt dies das Land", lässt sich Moriyama im einem "Bloomberg"-Bericht zitieren. Crazy setzt sich neben dem "Schlaf-Boni" auch für die gesunde Ernährung seiner Mitarbeiter ein. Zudem ist dem Unternehmen eigenen Angaben nach ein angenehmes Betriebsklima besonders wichtig. Das zeigt sich beispielsweise auch anhand von Kinderbetreuungsangeboten. Denn letztlich ließe sich nur so die Leistungsfähigkeit aller Beteiligten sicherstellen, sagt Moriyama.

Massive wirtschaftliche Folgen

Dass genügend Schlaf nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht wichtig ist, zeigt sich auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen. Unternehmen mit ausgeschlafenen Mitarbeitern bringen mehr Innovationen hervor, sind wettbewerbsfähiger und besonders gefragt. Umgedreht kostet Schlafmangel beispielsweise der US-Wirtschaft jährlich mehr als 411 Milliarden Dollar. Das sind 2,28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie eine Studie aus dem Jahr 2009 der Rand Corporation zeigt. Bezogen auf Japan ergibt sich folglich ein jährlicher Fehlbetrag von 138 Milliarden Dollar, was knapp drei Prozent des BIP entspricht. (pte)