Mesh-WLAN ist der neue Trend bei den Router-Herstellern. Neben etablierten Herstellern wie Netgear versuchen sich auch jüngere Hardware-Player wie Google in diesem Geschäft. Billig ist der Spaß allerdings nicht. 250 Euro aufwärts muss man für Sets bekannterer Marken einkalkulieren, die in der Regel mit zwei der Router kommen.

Eine Ausnahme findet sich allerdings bei verschiedenen Online-Händlern: Das Nova MW6-Kit des chinesischen Herstellers Tenda. Verkauft wird es für 170 bis 200 Euro und enthält gleich drei Mini-Router für ein 802.11n/ac-WLAN im 2,4 GHz- und 5 GHz-Spektrum. Der STANDARD hat das vermeintliche Schnäppchen einem Test unterzogen.

Die Tenda-Router kommen im Look weißer "BORG"-Würfel.
Foto: derStandard.at/Pichler

Im Match mit einem Repeater

Antreten musste das System mit seinen schlicht gestalteten, weißen Funkwürfeln gegen einen Repeater des Modells TP-Link RE200, der zuvor dazu diente, in einer 47-Quadratmeter-Wohnung auch im Schlafzimmer guten Internetempfang zu ermöglichen. Denn bedingt durch eine dicke Altbauwand kam es dort zuvor immer wieder zu kurzen Verbindungsabbrüchen und Videostreaming war nur mit niedriger Auflösung möglich. Der eigentliche Router, die UPC Connect Box, steht am anderen Ende der Wohnung.

Das Problem konnte der Repeater lösen, aber nicht vollständig. Die verfügbare Internetbandbreite war weiterhin limitiert. Anstatt der eigentlich verfügbaren 100 Mbit/s waren maximal 80 Mbit/s erreichbar – und auch das erst nach etwa 10 bis 20 Sekunden an durchgehendem Download. Und die Latenzen erwiesen sich insbesondere bei gelegentlichem Mobile-Gaming als problematisch. Sie lagen im Schnitt zwischen 200 und 400 Millisekunden, sporadische Komplettaussetzer inklusive.

Der Fairness halber wurden für diesen Vergleich nur zwei der Mesh-Router in Betrieb genommen. Einer wurde direkt neben der Connect Box platziert und per RJ45-Kabel an selbige angebunden. Das zweite Gerät wurde dort hingestellt, wo sich zuvor der Repeater befand. Das zuvor "ausgeweitete" Drahtlosnetzwerk der Connect Box wurde deaktiviert, um Interferenzen mit jenem der MW6-Router zu vermeiden.

Flotte Einrichtung

Wie auch andere Hersteller verspricht Tenda eine einfache Einrichtung und Konfiguration via App. Und das klappte im Test auch reibungslos. Einmal konfiguriert, was in wenigen Schritten erledigt ist, können neue Geräte aus dem gleichen Kit automatisch eingebunden werden – auch das verlief später beim Anschluss des dritten Routers problemfrei. Weitere Exemplare, maximal können sieben vernetzt werden, müssen manuell hinzugefügt werden, was nicht getestet werden konnte.

Nett ist die Anbindemöglichkeit für Geräte mit LAN-Port. Denn jeder der Router bringt zwei Gbit-Anschlüsse mit, wobei beim am Modem hängenden Router einer natürlich immer belegt ist, wenn man die Geräte nicht als rein drahtlose Extender verwendet.

Beim Platzieren der Router hilft eine mehrfarbige LED, die über die Eignung des aktuellen Standorts hinsichtlich der Verbindung zu den anderen Routern Auskunft gibt. Mit drei Geräten sollen sich Wohnräume von bis zu 500 Quadratmetern abdecken lassen.

Geboten werden pro Einheit zwei Gbit-LAN-Ports.
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Viele Einstellungen und Gästenetzwerk

Standardmäßig läuft das WLAN mit vorgegebenem Namen und Passwort. Die Änderung ist einfach möglich, die wichtigsten Funktionen sind in der Tenda-App schnell zu finden. Wer DNS-Server und andere Dinge allerdings manuell konfigurieren will, muss etwas in der Menüstruktur wühlen. Bei manchen Abfragen, etwa zu gerade verbundenen Geräten, gab es jedoch immer wieder Probleme und die App verlor kurzfristig die Verbindung zu den Routern. Tendenziell liefen solche Abfragen in der Nähe des Routers, der direkt am Modem hängt, stabiler.

Prinzipiell sind alle Einstellungen vorhanden, die man für die Konfiguration eines WLAN-Routers erwarten würde. Die Tenda Nova MW6-Router können neben dem eigentlichen WLAN auch ein Gästenetzwerk spannen, falls man Besuchern nicht unbedingt Zugriff auf das Hauptnetzwerk mit seinen wichtigen Geräten geben will. Enthalten ist auch eine Kindersicherung. Hier können Gruppen mit Geräten definiert und Zeiträume festgelegt werden, wann diese auf das Internet zugreifen können.

Fünf Watt pro Router

Wer besonders viele Geräte in sein WLAN hängt – 30 oder mehr – kann einen "leistungsorientierten Modus" einschalten. In diesem wird das bestehende WLAN über mehrere 2,4-GHz-Kanäle gespannt. Das soll stabilere Verbindung ermöglichen, erhöht aber auch den Stromverbrauch.

Im Standardmodus frisst jeder Router im laufenden Betrieb in etwa fünf Watt und somit etwas weniger als der TP-Link Repeater, der bei etwa 6,5 Watt liegt. Gemeinsam liegt der Verbrauch natürlich höher. Ein QoS-Feature ermöglicht die Verbindungspriorisierung für Games und Browser. Weiters lassen sich auch automatische Neustarts konfigurieren – im Testbetrieb booteten sich die Router zwei Mal wöchentlich neu. Firmware-Updates werden in der App angezeigt und ihre Installation auch dort gestartet. Automatisch erfolgt dies scheinbar nicht. Die Aktualisierung geht flott vonstatten.

Ein weiterer Blick auf die Unterseite.
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Fernwartung möglich und nicht abschaltbar

Interessant ist, dass Fast Roaming in den Standardeinstellungen abgeschalten ist. Dieses Feature ermöglicht eine schnellere Übergabe der Verbindung eines Gerätes von einem zu einem anderen Router. Alle aktuellen, WLAN-tauglichen Geräte sollten damit eigentlich kompatibel sein. Die letzte iOS-Version, die dies noch nicht unterstützt, ist iOS 4.0 aus 2010.

Die App erlaubt es, auch aus der Ferne auf die WLAN-Einstellungen zuzugreifen. Abgesichert ist dies über ein eigenes Autorisierungssystem, sodass nicht jeder über die Tenda-App einfach das WLAN konfigurieren kann. Zu bemängeln ist an dieser Stelle, dass die Fernkonfiguration als solche nicht vollständig abgedreht werden kann.

Verbindung schneller und stabiler

Doch zurück zum eigentlichen Problem. Schon das Aufstellen von nur zwei der Stationen sorgte für eine erhebliche Verbesserung. Statt maximal 80 Mbit/s gelang nun stabil der Maximaldurchsatz von knapp 100 Mbit/s in verschiedenen Speedtests. Der Ping in Online-Games normalisierte sich auf ein Niveau von circa 50 bis 100 Millisekunden, entsprach also dem Erlebnis bei der Verwendung der UPC Connect Box in ihrer Nähe. Das bliebt auch so nach der Inbetriebnahme des dritten Routers.

Im gesamten Testzeitraum (von Anfang September bis Anfang Oktober) ließen sich beim Streamen und Spielen im Schlafzimmer zwei kürzere Verbindungsabbrüche messen. Ob diese Aussetzer den Tenda-Routern zuzuordnen sind, ist nicht eindeutig feststellbar. Aber selbst dann bedeutet dies eine erhebliche Verbesserung zur Repeater-Lösung. Das, zugegebenermaßen ungleiche, Duell geht also klar an die Mesh-Router.

100 Mbit/s sind freilich für ein ac-WLAN keine sehr große Herausforderung. Offiziell wird die maximale Performance der MW6 mit 867 Mbit/s ausgeschildert, was freilich nur über netzinterne Datenübertragung prüfbar ist. Es handelt sich freilich um einen Wert, der bestenfalls unter Laborbedingungen ohne Störfaktoren erzielbar ist. Genaue Messungen waren hier mangels Equipment nicht erhebbar. Das Streamen von 4K-Videos von einem Media-Server am Deskop-Rechner (802.11n) auf ein Tablet (802.11ac) klappte aber ohne Schwierigkeiten.

Bereits mit zwei der drei Wifi-Würfel ließ sich die 47qm-Wohnung gut abdecken.
Foto: derStandard.at/Pichler

Nur vage Angaben zu Update-Plänen

Auf technischer Seite hinterließen die Tenda MW6-Router einen großteils positiven Eindruck, insbesondere gemessen am vergleichsweise niedrigen Preis. Was die Updateversorgung angeht, sieht das allerdings etwas anders aus.

Denn: Trotz mehrmaliger Nachfrage war von Tenda nicht zu erfahren, wie lange man die Geräte mit Aktualisierungen versorgen wird. Fehler und Bugs würden "in der Regel zeitnah" nach Bekanntwerden behoben, hieß es da. Zudem seien neue Features, wie eine WLAN-Zeitsteuerung, in Arbeit. Man könne "noch bis in die nächsten Jahre mit Updates rechnen", zumal die komplette Mesh-Router-Serie des Herstellers dieselbe Softwarebasis nutze.

"Ein Ende des Software-Supports ist weder geplant, noch in Sicht", hieß es weiter. Ob "nächste Jahre" nun zwei oder vielleicht gar fünf Jahre bedeutet, blieb offen. Die letzte Aktualisierung (Stand: 17. Oktober) trug die Versionsnummer 1.0.0.16 und wurde im August veröffentlicht.

Die Mesh-Router von oben.
Foto: derStandard.at/Pichler

Fazit

Das Tenda MW6 punktet mit schneller Einrichtung und technisch solider Umsetzung. Das Design der Router ist schlicht, wenig originell, fällt aber auch nicht störend auf. Schwach versorgte Wohnungsabschnitte ließen sich damit gut versorgen, ganz ohne Verluste hinsichtlich der Internetbandbreite oder hohen Latenzen.

Die Bedienung per App ist weitestgehend übersichtlich und flott, bei manchen Abfragen kommt es allerdings hin und wieder zu Problemen. Schade ist auch, dass sich der Fernzugriff auf die Netzwerkverwaltung nicht deaktivieren lässt. Auf Smart Home-spezifische Extras, wie sie etwa Google Wifi bietet, muss man verzichten. Lob verdienen dafür die jeweils zwei GBit-Ethernetports, die jeder der Router mitbringt.

Der größte Kritikpunkt ist, dass sich Tenda hinsichtlich der Update-Pläne bedeckt hält. Es gibt offenkundig keine monatlichen Patches und die Angabe zur Langzeitversorgung beläuft sich auf "die nächsten Jahre", ohne Zahlen zu nennen. Ein Vorgehen, das für ein schon länger im Netzwerkgeschäft etabliertes Unternehmen unverständlich ist – denn davon abgesehen bietet dieses Mesh-Kit ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. (Georg Pichler, 10.11.2018)