Er sei müde, sagt Gustav Kuhn am Montagabend in der "ZiB 2". Der Anschuldigungen müde, "die so nicht stimmen". Er will sich jetzt ein wenig Ruhe gönnen. Dem Gründer und Dirigenten der Festspiele Erl werden ja sexuelle Übergriffe, strukturelle Gewalt und finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen.

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Von Armin Wolf mit diesen Vorwürfen konfrontiert, muss er ganz tief seufzen und versucht es mit der Metaebene. "Was sind sexuelle Übergriffe?", will er ganz allgemein beantwortet haben. Doch damit kommt er bei Wolf nicht durch. Der will nämlich partout über ihn reden.

"Alles erfunden", fällt Kuhn dann dazu ein, bevor er abermals versucht, seinen Fall theoretisch anzugehen. "Ein sexueller Übergriff kann ja schon sein, wenn Sie jemanden bitten, jetzt gehen wir einen Kaffee trinken. Und hier ergibt sich irgendein Missverständnis. Es gibt ja auch Missverständnisse zwischen Menschen." Auch da holt ihn Wolf wieder zurück in die Niederungen seines Falles. "Man kann schwer einer Frau missverständlich unter den Pullover greifen, oder?", merkt Wolf trocken an.

Deshalb sei das ja auch ein Witz, so Kuhn. Dass er öffentliches Victim-Blaming betreibt, werden die betroffenen Frauen wohl nicht so lustig finden. "Die Frauen erfinden das, weil sie tief gekränkt sind, weil sie die Rolle nicht bekommen haben", sagt er und probiert es wieder allgemein: Es gebe ja viele Möglichkeiten, warum eine Frau etwas erfindet, was nicht stimmt.

Dass er Mitarbeiter als Arschlöcher, Volltrottel und Schwänze bezeichnet hat, bestreitet er nicht. Das sei nicht erfunden, sagt Kuhn und heischt nach Verständnis. Weil, wenn eine Horngruppe trotz längeren Übens etwas nicht zustande bringt, dann kann man als Dirigent schon mal ausfallend werden. Früher habe er gebrüllt, die Zeiten waren noch anders. Gut, dass sich Dinge ändern. (Astrid Ebenführer, 23.10.2018)