Ute Müllers Gemälde sind Studien über Abstraktion.


Foto: Ute Müller

Wien – Die Wände von Ausstellungsräumen sind gemeinhin nichts, was einem weiter auffiele. Sie sind in der Regel bloß Träger für ausgestellte Arbeiten. Anders ist das in der aktuellen Präsentation von Ute Müller im Mumok: Die sanft geschwungenen weißen Wände, die hier den Raum strukturieren, sind leer. Tatsächlich sind es diese Einbauten selbst, auf die Müller die Aufmerksamkeit lenkt – und auch ein gewisses Staunen: Immerhin scheinen die massiven Wände, da an der Decke montiert, einige Zentimeter über dem Boden zu schweben.

Die 1978 geborene Künstlerin erhielt dieses Jahr den Kapsch Contemporary Art Prize. Zum dritten Mal haben das Mumok und die Kapsch Group die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung vergeben. Müller habe eine "eigenständige formale Sprache gefunden", zudem träten ihre Bilder und Skulpturen in Rauminstallationen in einen "spannenden Dialog", heißt es in der Jurybegründung.

Und Spannung vermitteln sie tatsächlich, jene an Steine erinnernden Objekte, die Müller direkt unter den "schwebenden" Wänden platzierte: Die kleinen Brocken scheinen die Wände zu stützen. Müllers Bestreben, gewohnte Wahrnehmungsweisen zu irritieren, endet an dieser Stelle indes nicht: Sehen die "Steine" auf den ersten Blick wie solider Beton aus, so entpuppen sie sich auf den zweiten als Attrappen, die innen hohl sind.

Es ist ein meditatives Spiel mit Schein und Sein, das Müller treibt. Weitergeführt wird dieses in abstrakten Gemälden. In geschwungenen Formen, die einander vielschichtig überlagern, deutet sich hier immer wieder Gegenständliches an. Letztlich bleibt es aber bei einer bloßen Verlockung zum Erkennen, durch die Betrachter zur Wahrnehmung der eigenen Wahrnehmung finden sollen. (Roman Gerold, Spezial, 25.10.2018)