Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher sind nicht nur Markenkollegen, sondern auch mit ähnlichen Erwartungen konfrontiert.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Beste Bedingungen herrschten zuletzt bei den Aufbauarbeiten, ab Samstag sollen sich die Bedingungen am Rettenbachferner aber drastisch verschlechtert.

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Wer sich nach Sölden begibt, kommt an 007 kaum vorbei. Auf dem 3.048 Meter hohen Gaislachkogel lockt etwa in der im Sommer eröffneten James Bond-Erlebniswelt "Elements" unter anderem eine von der Decke baumelnde Installation des von Daniel Craig in Osttirol und im Streifen "Spectre" aufwändig geschrotteten Flugzeugs. Ringsum thronen die Dreitausender, nicht mehr schwer gepanzert von stetig dahinschmelzenden Gletschern wie dem Rettenbachferner, auf dem am Wochenende der alpine Skiweltcup mit zwei Riesentorläufen (Damen am Samstag, Herren am Sonntag, jeweils 10 und 13 Uhr) beginnt – sofern sich das Wetter trotz miserabler Prognosen (gegen Sonntag immer stärker werdende Schneefälle und teils stürmischer Wind) als gnädig erweist. Dabei werden Erinnerungen wach, denn bereits im vergangenen Jahr musste das Rennen am Sonntag aufgrund eines Sturms abgesagt werden.

Die Gejagten

Wie es auch kommt, die Ski-Industrie und das Gastgewerbe reiben sich ob der nun endlich beginnenden Saison die Hände und während der Tourismus-Hotspot im Tiroler Ötztal sein 25-jähriges Weltcupjubiläum zelebriert, läuten die Sportler zum bereits 53. Mal die Hatz nach den Kristallkugeln ein. Die großen Gejagten sind auch heuer wieder Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher, der seinen achten Gesamtweltcuptriumph en suite fixieren könnte.

Die zuletzt im Rennen um die große Kristallkugel zweimal in Serie erfolgreiche US-Amerikanerin streut dem 29-jährigen Salzburger, der seit kurzem Vater ist, straußweise Rosen: "Was Hirscher erreicht hat, ist einfach nur unglaublich. Alle dachten, es sei unmöglich, bis er es geschafft hat. Er ist so stark und hat den Skisport auf ein ganz anderes Niveau gebracht."

Die 43-fache Weltcupsiegerin habe von Hirscher gelernt, mit der immensen Erwartungshaltung umzugehen. Als sie vor zwei Jahren den Slalom in Levi mit 0,67 Sekunden Vorsprung gewonnen hatte, wurde sie oft damit konfrontiert, dass sie deutlicher voran hätte sein müssen. Shiffrin hing damals mental regelrecht in den Seilen. "Diese Saison war sehr zäh für mich, ich war immer sehr nervös vor den Rennen, war stets mit Gedanken konfrontiert, zwei Sekunden schneller als die Zweite sein zu müssen, um nicht zu enttäuschen."

Große Herausforderung

Shiffrin musste lernen, damit klarzukommen. "Es war eine große Herausforderung für mich, ähnlich wie für Hirscher. Von ihm wird erwartet, dass er alles mit Riesenvorsprung gewinnt, selbst Speedrennen, an denen er gar nicht teilnimmt. Von ihm wird erwartet, dass er Slalomkugel, Riesenslalomkugel und die achte große Kristallkugel holt und sich mit allen Kugeln in einer Hand lachend fotografieren lässt", sagt die 23-Jährige. "Also dachte ich mir, mach’s einfach und alles ist gut."

Mittlerweile gibt sich die Sölden-Siegerin von 2014 (ex aequo mit Anna Fenninger, jetzt Veith) auch mit knappen Erfolgen zufrieden. "Ich werde alle Siege schätzen, weil ich nicht immer gewinnen kann, nicht ewig wie verrückt motiviert sein werde." Ihre Ziele nennt sie ohne Umschweife: Gesamtweltcup, Kristall im Slalom und Riesenslalom. Zudem möchte Shiffrin einfach weiterhin die beste und schnellste Skifahrerin der Welt sein und ihre Technik permanent weiterentwickeln. Möglichkeiten dazu bieten sich zur Genüge, nach dem Auftakt folgen bis zum Weltcupfinale in Soldeu, Andorra, 20 weitere Stationen. Auch in Österreich wird es sich mehrfach abspielen, so in etwa bei den Damen beim Flutlichtslalom in Flachau, mit Abfahrt und Super-G in St. Anton, das alternierend mit Bad Kleinkirchheim und Altenmarkt/Zauchensee nun wieder am Zug ist.

Höhepunkte und Aare

Für die Herren stehen wie üblich die Hahnenkammrennen in Kitzbühel mit Abfahrt, Super-G und Slalom sowie der Nachtslalom in Schladming auf dem Programm. Ausgedient wird nach der Saison die Kombination haben, sie sollen durch den Parallel-Bewerb, vornehmlich als City-Event ausgetragen, ersetzt werden. Zwischendurch werden in Aare, Schweden, vom 3. bis 17. Februar 2019 WM-Medaillen vergeben.Große Ambitionen hat auch Lindsey Vonn. Die US-Amerikanerin will in ihrer definitiv letzten Saison den Rekord von Ingemar Stenmark knacken. Vier Siege fehlen der von Verletzungen gezeichneten 34-Jährigen, um mit dem Schweden gleichzuziehen. Sie kam zwar nicht nach Sölden, mit 87 Erfolgen aber wäre sie an Stenmark vorbei. Erst Ende November in Lake Louise wird zeigen, ob’s gelingen kann. (Thomas Hirner, 26.10.2018)