Der Saisonauftakt lief für Anna Veith nicht nach Wunsch.

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Sölden – Anna Veith hat ihre erste Härteprobe der Saison auf einer "Rumpelpiste" nicht bestanden. Die zweifache Gesamtsiegerin musste sich am Samstag bei ihrem ersten Sölden-Rennen seit 2014 mit Platz 20 zufriedengeben. Mit Eva-Maria Brem (24.) gelang beim Auftakt-Riesentorlauf auch der zweiten ehemaligen ÖSV-Siegläuferin der Anschluss an die absolute Weltspitze nicht.

Einigermaßen konsterniert stand Veith nach der heuer ersten Standortbestimmung im Zielgelände. "Ich weiß nicht genau, was ich daraus mitnehmen soll", rätselte die 29-jährige Salzburgerin. Wie sie ihre Leistung einstufe? "Schlecht. Ich hatte aufgrund der schwierigen Situation nie das Gefühl, normal Ski zu fahren."

"Ein Fight, ein tougher Tag"

Sie wusste zwar nicht, wie es sich für die Spitzenläuferinnen rund um die französische Tagessiegerin Tessa Worley bei Schneeregen und den vielen, schwer auszumachenden Bodenwellen angefühlt hätte. Eine Vermutung hatte sie aber: "Gut werden sie sich auch nicht gefühlt haben." Das bestätigte indirekt auch Mikaela Shiffrin, die Gesamtweltcup-Titelverteidigerin wurde Dritte: "Der zweite Lauf war ein Fight. Es war ein tougher Tag und das Wetter war nicht perfekt."

Veith gab zu, in ihrem ersten Sölden-Rennen seit dem verhängnisvollen Sturz 2015 auf dem Trainingshang und zwei Knieoperationen danach eine große Anspannung verspürt zu haben. "Das war eine brutale Härteprobe für mich." Als 17. nach dem ersten Durchgang war auch die Zuversicht noch da gewesen: "Der erste Schritt ist gemacht. Natürlich wäre ich gern weiter vorne, aber wer wäre das nicht?"

"Die Piste war ein Wahnsinn"

Im Entscheidungslauf erlebte sie die Gnadenlosigkeit des Rettenbachgletscher-Hanges, der als schwierigster im Damen-Weltcupkalender gilt: "Der Lauf war noch ärger", sagte Veith, um später von einer "Rumpelpiste" zu sprechen. "Die Piste war ein Wahnsinn. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich vorher schon jemals so etwas gesehen hätte." Die Veranstalter nahm Veith aber von der Kritik aus: "Sie haben natürlich alles versucht, es ist bei diesem Wetter voll schwierig."

Die ÖSV-Betreuer bewerteten die Leistung ihres größten Damen-Stars nicht ganz so schlecht wie die ehrgeizige Athletin, deren Herz bekanntlich besonders am Riesentorlauf (Weltmeisterin, elf Weltcupsiege) hängt: "Sie ist ein braves Rennen gefahren", betonte Damen-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum. "Man hat gesehen, dass mit ein bisschen mehr Risiko noch mehr möglich wäre. Sie hat ihre Möglichkeiten sicher noch nicht ganz ausgereizt."

Gesundheit geht vor

Verbands-Präsident Peter Schröcksnadel hatte bereits vor dem Rennen versucht, Druck von den Athletinnen zu nehmen: "Sölden ist ein denkbar schwieriger Hang für den Start. Wenn du gesund runter kommst, passt es." Am Samstag analysierte der Langzeit-Chef knapp und nicht unzufrieden: "Die Knie haben gehalten."

Die Spitzenplätze blieben auch Brem als 24. verwehrt. "Ich habe im Training gemerkt, dass es auf einer guten Piste schon super funktioniert. Wenn es unruhig ist, bin ich immer langsamer geworden", sagte die bisher letzte österreichische Riesentorlauf-Siegerin (März 2016/Jasna) und Kugelgewinnerin (2015/16). Sie wollte sich nichts vorwerfen: "Ich hab' mich mutig heruntergehauen. Es war echt ein schwieriges Rennen, es war brutal." Gerade das gab der Tirolerin auch Zuversicht. "Was soll denn da jetzt noch kommen?" (APA, 28.10.2018)