Im Gegensatz zur zuständigen Grundverkehrskommission hat das Wild kein Mitspracherecht, wenn sein Wald verkauft wird.

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"Land der Äcker" heißt es nicht nur in der österreichischen Bundeshymne. Ackerflächen und Wälder werden auch erstaunlich oft ge- bzw. verkauft in der Alpenrepublik. Insbesondere die Zahl der gehandelten Waldstücke erscheint recht hoch: Transaktionen, die forstwirtschaftlich genutzte Flächen betreffen, finden sechsmal so häufig statt wie solche, die landwirtschaftliche Flächen betreffen.

Im Jahr 2017 wurden 3718 Waldgrundstücke verkauft, zeigt eine aktuelle Auswertung der Grundbuchsdaten für den STANDARD, durchgeführt von Remax und Immo United. Deren Gesamtwert lag bei 166,1 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2018 waren es 2108 Transaktionen mit einem Wert von 75,3 Millionen Euro.

Stabile Nachfrage

Im Vergleich dazu finden Verkäufe von Ackerland weitaus seltener statt, das Transaktionsvolumen liegt in diesem Segment aber über jenem der Wälder. 186 Millionen Euro wurden für die insgesamt 606 im Vorjahr gehandelten landwirtschaftlich genutzten Flächen bezahlt. Im ersten Halbjahr 2018 waren es 230 Transaktionen mit einem Gesamtwert von knapp 75 Millionen Euro. "Ein guter Markt, der sich kontinuierlich nach oben bewegt", urteilt Remax-Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer. Die Nachfrage sei stabil, das Angebot wurde zuletzt aber etwas kleiner.

Kleiner Schönheitsfehler: Wie viele Hektar diese Verkäufe umfassten, darüber liegen keine Angaben vor. Die Daten hat Remax nicht, weil die jeweils betroffene Fläche im Kaufvertrag häufig nicht drinsteht.

730 Hektar Wald verkauft

Immer wieder werden aber größere Transaktionen öffentlich bekannt. Erst kürzlich hat etwa die RFD Forstverwaltung Gmbh, die im Eigentum der Rudolf Fries Familien-Privatstiftung steht, einen 730 Hektar großen Wald- und Forstbesitz samt Eigenjagd im steirischen Triebental erworben. Verkäufer war die Leobener Realgemeinschaft. Der Kaufpreis lag bei rund 16 Millionen Euro.

Und schon Anfang des Jahres wurde eine 5412 Hektar große Forstwirtschaft im niederösterreichischen Gaming von der Prinzhorn-Gruppe erworben. Verkäufer waren die in den USA lebenden Geschwister Geoffrey R. Hoguet und Nancy Clarice Tilghman, deren Mutter Gwendoline Hoguet eine geborene Rothschild ist. Der Kaufpreis lag bei rund 90 Millionen Euro. Teil des Deals waren auch zwei Wasserkraftwerke und ein Jagdschloss.

Beide Deals hat der Immobilienmakler Klaus Bischof mit Büros in Wien und Judenburg vermittelt. Er hat sich auf land- und forstwirtschaftliche Gründe spezialisiert und wickelt jährlich Transaktionen über 2000 bis 3000 Hektar Fläche ab, sagt er dem STANDARD.

Spitzenrendite bei 1,2 Prozent

Meist stehe dabei die sichere Geldanlage im Vordergrund, weniger die Rendite. Die sei ohnehin überschaubar, liege oft bei nur 1,0 bis 1,2 Prozent. Und für diese "Spitzenrendite" von 1,2 Prozent müsse auch schon (bei Forstwirtschaften) eine Umtriebszeit von 80 Jahren herangezogen werden – vom Pflanzen der Bäume bis zum Ernten.

Preismäßig ist in diesem Segment mit Kaufpreisen zwischen 1,70 und 2,50 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Was nach wenig klingt, läppert sich bei riesigen Flächen mit mehreren Hektaren (ein Hektar = 10.000 m²) natürlich zusammen.

Eigenjagd ab 115 Hektar

Ab einer Größe von 115 Hektar ist ein Forstgebiet übrigens eine sogenannte Eigenjagd, das heißt, der Eigentümer darf das Jagdrecht auf dem Gebiet selbst ausüben (andernfalls müsste es verpachtet werden). Die 115-Hektar-Regelung geht noch auf Kaiser Franz Joseph zurück; in manchen Bundesländern gilt mittlerweile aber eine noch höhere Grenze.

Der Verkauf einer land- oder forstwirtschaftlichen Fläche dauert meistens länger als jener einer Wohnung oder eines Hauses. Beim sogenannten grünen Grundverkehr (Rechtserwerb an land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken) hat nämlich die Grundverkehrskommission ein Wörtchen mitzureden. Das ist ein Gremium, das in der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirkshauptmannschaft oder, in Städten mit eigenem Statut, die Stadt als Bezirksverwaltung) zusammentritt und das solche Transaktionen auch kraft (Landes-)Gesetz untersagen kann. Ein Grund dafür wäre etwa, wenn der potenzielle Käufer selbst kein Landwirt ist, ein Landwirt aus der näheren Umgebung aber ebenfalls Interesse an den Flächen hat. Dieser hätte ein Vorkaufsrecht. (Martin Putschögl, 3.11.2018)