Bestattersohn mit krimineller Energie und Sinn für Gerechtigkeit: Mathias Novovesky.

Foto: Moritz Schell

Wien – Fürs Kabarett ist dreißig ein gutes Alter. Man hat noch Luft nach oben, hat aber auch schon ein bisschen gelebt. Praktisch heißt das, dass man sich zum Lustigsein keine Poetryslam-Elegien mehr aus der Nase ziehen muss, sondern einfach erzählen kann, was denn so Thema war, damals, in den 1990er-Jahren, als der Opa noch gelebt hat.

Mathias Novovesky ist jetzt dreißig. Und anders als bisher versucht er sich diesmal nicht im Duo mit Konterpart Daniel Maurer, sondern erstmals solo. Einzelhaft heißt denn auch das Programm. Mit Falco hat es nichts zu tun. Es geht um Novoveskys kriminelle Energie, die sich bei ihm seit Kindestagen immer dann entladen will, wenn die Ungerechtigkeiten dieser Welt wieder einmal zum Himmel stinken.

Novovesky erzählt vom Aufwachsen in Ostösterreich, das "damals noch wie Saudi-Arabien war: Sklaverei auf den Feldern, Kopftücher, wo man hinsieht." Er selbst wurde in eine Bestatterfamilie hineingeboren, die "direkt vom Bauernsterben profitiert hat". Der Opa, giftigen Substanzen nicht abgeneigt, war es, der den kleinen Mathias mit der Wunderwaffe Feinbenzin vertraut machte.

Mathias Novovesky

Zum Einsatz sei das leicht entflammbare Material seither immer wieder gekommen: zum Beispiel dann, als seine "rechtskonservativen Windelfaschisten-Kinderkollegen, die immer nur neoliberale Spiele wie Fangen spielen wollten", zur Poolparty gekommen waren, hernach aber zur Augenspülung mussten. Benzinluft schnuppern durfte später auch jener Würstelstandler, der Novovesky um seinen gerechten Lohn für den Ferialjob geprellt haben soll. Arg? Ja! Aber die wirklichen Psychopathen, meint Novovesky, sitzen in den Führungsetagen. 40 Prozent seien es, besagt eine Studie.

Eine Erfindung der Psychopathenlobby sei übrigens der schöne Pädagogikspruch "Der Gscheitere gibt nach, der Esel fällt in den Bach". Gibt man dem Esel zu oft nach, müsse immer das Schwein die Lasten heben. "Und der Esel wird Präsident von Amerika."

Skurril, frech, klug und schon jetzt auch ein bisserl altklug legt Mathias Novovesky einen vielversprechenden Start als Solokabarettist hin. Dank der Regie von Gabi Rothmüller passen auch Timing und Dramaturgie. (Stefan Weiss, 1.11.2018)