Wöchentlich mit nationalistischen Vorstößen unserer Regierung konfrontiert, drängt es sich allzu leicht auf, auf das rechte Lager hinzuhauen. Doch wo ist das linke geblieben?

Empört halten sie, als ewig Reagierende, mit menschenfreundlicher Homöopathie dagegen. In gutmenschlichem Anstand und nobler Ideologie vertreten sie ihre Haltung: "Wir denken und tun recht, daher werden wir recht bekommen." Gewinnt dann doch die rechte Haltung, reduzieren sie sich, in ihren Werten getroffen, auf die Opferrolle. Dann klagen sie die an, die besser im Marketing sind, und die, die dafür empfänglich sind.

Menschen wählen Löser, nicht Opfer

Ja, Marketing ist ein hartes Geschäft. Seine Aufgabe ist es, zuckergetränkte Fettpampe als gesunden Milchsnack zu verkaufen. Die Rechten haben das verstanden, die Linken fühlen sich dafür zu anständig und als Opfer dieses Mechanismus. Aber Menschen wählen keine Opfer, sie wählen nicht die, die ihnen zeigen, dass die Pampe ungesund ist, sondern die, die ausreichend Angst vor ihr verbreiten und wissen, wer schuld ist. Wegen solcher Botschaften schließen Menschen Versicherungen ab. Sie wählen Löser, die in perfektem Marketing versprechen, das Problem zu beseitigen. Die Rechten wissen, dass Marketing keinen Wahrheitsbeweis antreten muss, sondern ein Gefühl verkauft. Aber was verkaufen die Linken? Sie stehen für etwas Ehrenwertes, doch wie verkaufen sie es? Nur auf der richtigen Seite zu stehen ist keine Marketingstrategie.

Es mag martialisch klingen, doch wir befinden uns in einem Krieg zwischen Gutmenschen und Nationalisten. Und während Zweitere zum vermeintlichen Schutz der Nation Marketinggranaten zünden, versuchen Erstere mit Ideologiefederbällen diesen Krieg zu gewinnen. (Nikoletta Zambelis, 5.11.2018)