Die durchschnittliche Pension bei Frauen liege bei nicht einmal 1000 Euro, meint PVA-Obmann Manfred Anderle.

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Wien – Der Obmann der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), Manfred Anderle, weist die vom internationalen Beratungsunternehmens Mercer attestiert geringe Nachhaltigkeit des heimischen Pensionssystem entschieden zurück. Handlungsbedarf sieht Anderle allerdings bei der Anhebung des faktischen Pensionsalters und bei der geringen Höhe der Frauenpensionen.

"Vermehrte Anstrengungen" sind nach Ansicht des PVA-Obmannes für die Pensionen von Frauen nötig. Gegenüber der APA verwies er auf den "eklatanten" Unterschied in der Pensionshöhe, die bei Männern durchschnittlich bei 1.508 Euro liegt, bei Frauen hingegen nur bei 938 Euro. "Eine lange Dauer in Teilzeitbeschäftigung verschärft diese Situation. Denn, wer wenig einzahlt, erhält auch wenig. Und nicht alle Frauen arbeiten freiwillig Teilzeit", erklärte Anderle in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Fokus auf faktisches Pensionsalter

Der Fokus muss nach Ansicht des PVA-Obmannes vor allem auf die Heranführung des faktischen Pensionsalters an das gesetzliche gelegt werden. "Denn je länger jemand im Erwerbsleben bleibt, desto höher fällt die Pension aus. Jedes zusätzliche Monat zahlt sich hier aus."

Anderle verwies hier auf neue Wege der PVA, um Menschen länger im Erwerbsleben zu halten. Konkret nannte er das Projekt Reha-Jet, mit dem Reha-Patienten genau jene körperlichen Fähigkeiten trainieren können, die sie an ihrem individuellen Arbeitsplatz benötigen oder auf die Gesundheitsvorsorge Aktiv, mit der im Vergleich zur bisherigen Kur mehr auf Bewegung und Aktivtherapie gesetzt wird. Mit diesen Maßnahmen würden die Prävention gestärkt und der Wiedereinstieg in den Beruf nach schwerer Krankheit erleichtert.

"Einfach zu durchschauende Gründe"

Bei der Mercer-Studie, die Österreich im Bereich der Nachhaltigkeit der Pensionen nur auf dem vorletzten Platz unter 34 Ländern einstuft, bekommt Österreich nach Ansicht Anderles "aus relativ einfach zu durchschauenden Gründen" regelmäßig schlechte Bewertungen. Die Studie gehe davon aus, dass ein System mit überwiegend öffentlichen Pensionen und einer relativ kleinen kapitalgedeckten privaten und betrieblichen Altersvorsorge nicht nachhaltig sein könne. Österreich beweise aber seit vielen Jahrzehnten das Gegenteil und viele seriöse Studien würden das belegen, meinte Anderle.

Der PVA-Obmann verwies darauf, dass die Kosten bei gleichbleibenden Beitragssätzen "nicht explodiert" seien. Der Anteil der Ausgaben der gesetzlichen Pensionsversicherung am BIP habe sich in den letzten zwölf Jahren von 10,5 auf 11,2 Prozent erhöht. Der Anteil der Budgetmittel sei im selben Zeitraum aber nur leicht von 2,6 auf 2,9 Prozent gestiegen. Inklusive der Beamtenpensionen sollen nach EU-Berechnungen die Budgetmittel von derzeit 6,02 Prozent bis 2060 auf 6,35 Prozent des BIP steigen.

Anderle betonte auch, dass eine Privatvorsorge für viele nicht leistbar sei und ein Risiko bei der Veranlagung bedeute, welches es in der gesetzlichen Pensionsversicherung nicht gebe. Zeiten der Kindererziehung oder der Arbeitslosigkeit würden in der Betriebspension beispielsweise nicht berücksichtigt – im Gegensatz zur gesetzlichen Pensionsversicherung. Außerdem seien im Kapitaldeckungsverfahren die Verwaltungskosten um ein Vielfaches höher. (APA, 3.11.2018)