Hochmut kommt vor der Pflasterung, könnte man angesichts einer Geschichte aus Steyr meinen. Seinen Namen auf dem Stadtplatz von Steyr verewigen – diesen Traum hat sich ein dortiger Magistratsbeamter erfüllt. Er beaufsichtigte die Pflasterlegung und gab den Arbeitern den Auftrag, vor dem Rathaus seinen Namen mit eigens zurechtgehauenen Granitsteinen in den Boden zu legen. Bürgermeister Gerhard Hackl (SPÖ) lässt die Steine nun entfernen, berichteten die "OÖ Nachrichten".

Im Rathaus herrscht Fassungslosigkeit. "Das ist ja eine Aktion wie von einem Zwölfjährigen, richtig deppert ist das", zitierte die Zeitung den Rathauschef. "Mit dem Blödsinn hat er selber die gute Arbeit, die er geleistet hat, in den Schatten gestellt." Kritische Worte kamen auch von Baureferent Vizebürgermeister Helmut Zöttl (FPÖ): "Ich fände es schon verkehrt, würde ich mich oder der Bürgermeister sich verewigen lassen." Stadtrat Reinhard Kaufmann (Grüne) spricht in der Zeitung von einer "Aktion mit hohem Peinlichkeitsfaktor", Kopfschütteln herrscht auch in der VP/Bürgerliste und bei den Neos.

Fiel erst nach zwei Wochen auf

Nicht nur Spott, sondern auch finanzielle Folgen handelt sich Hingerl mit der Aktion ein. Der eigenmächtig erteilte Auftrag ohne Wissen seiner Vorgesetzten bescherte dem Bereichsleiter im Magistrat, der nebenher auch SP-Gemeinderat ist, bereits eine Ermahnung. Schon am Mittwoch sollten die Bauarbeiter die Buchstaben aus dem Beton herausmeißeln und dort – auf einer Länge von 50 Metern – neutrales Pflaster verlegen. Die Kosten dafür und das Mehr an Arbeit, das die Pflasterer hatten, muss der Auftraggeber aus eigener Tasche zahlen.

Gar nicht aufgefallen ist die – laut fachkundigen Handwerkern gelungene – Arbeit den Bürgern der Stadt vorerst. Vor zwei Wochen stand laut OÖN noch die halbe Stadt auf den nunmehrigen "Steinen des Anstoßes", als das erste Baulos des neugestalteten Stadtplatzes bei einem Fest in geselliger Atmosphäre eröffnet wurde.

Kuriose Rechtfertigung: "Zufall"

Er selbst rechtfertigt sich im STANDARD-Gespräch auf durchaus kuriose Weise. Zu behaupten, er habe sich auf dem Stadtplatz verewigen wollen, sei eine "unglaubliche Unterstellung", so Franz-Michael Hingerl. Vielmehr sei alles ein Zufall. Hingerl: "Die vielleicht nicht ganz ausgegorene Idee war, im Zuge der Versetzung von 240.000 Pflastersteinen den Geschäften am Stadtplatz einen Stein mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben zu widmen."

Alles Zufall, meint Gemeinderat Hingerl zu seinem 50 Meter langen Namenszug.
Foto: privat, Montage: Standard

Richtig ist also, glaubt man Hingerl, dass die Aktion auch eine Würdigung der lokalen Wirtschaft ist. Durch die "unglückliche Anordnung" sei dann aber sein Name plötzlich auf dem Stadtplatz gestanden. Im Detail: "Das H steht für die Bäckerei Hohlrieder, das I für das italienische Restaurant Imperial, das N für das Schuhgeschäft Nanu, das G für den Juwelier Gröger, das E für E-Banking Oberbank, das R für Rathaus, das L für das Obstgeschäft Leopold."

Leider habe er nicht bemerkt, dass damit sein Name in Stein gemeißelt war. "Es war ein Fehler, ich werde die Steine auf meine Kosten wieder entfernen lassen", kündigt Hingerl an. (APA, red, mro, cms, 7.11.2018)