Gruppenkuscheln verboten? Nicht bei den Erdmännchen im Tiergarten Schönbrunn.

Foto: APA/TIERGARTEN SCHÖNBRUNN

Eisenstadt – Was für eine schöne Geschichte! Zwar ist sie in ihrer ursprünglichen, vom "Kurier" erzählten Form – Umarmungsverbot für die NMS-Schüler des katholischen Theresianums in Eisenstadt – in weiterer Folge über- und somit zu Tode recherchiert worden. Verboten wurde den 510 Mädeln und Buben nämlich bloß das Von-Klasse-zu-Klasse-Wuseln in den kurzen Pausen, nicht selten über die Stockwerke hinweg.

Der diesbezügliche Endzweck, das gruppenweise In-die-Arme-Fallen, bleibe weiterhin nicht inkriminiert. Und fast hätte man sich gewünscht, Direktor Johannes Pachinger hätte gesagt: "Ganz im Gegenteil!"

Denn was für ein schöner Trend, den uns da der "Kurier" kundgetan hat, und somit wissen wir: Kinder neigten zunehmend dazu, sich in Gruppen zu sammeln, um einander allesamt körperlich möglichst nahe zu sein. Und das zu jedem denk- und undenkbaren Anlass oder zu gar keinem Anlass, in den kleinen Pausen und den großen, in denen dies – dem vielbeklagten Mobbingtrend geradezu hohnsprechend – weiterhin erlaubt bleibt. Wäre das alles auf Facebook, hieße es, es gehe viral.

Wo ist Matthias Strolz?

So aber – Danke, "Kurier"! – darf man sagen, das gruppale Kosen gehe gewissermaßen grippal. Selbst der ORF, der sich ja noch nicht zum Verbreiten hauptsächlich guter Nachrichten verpflichtet hat, tat uns kund: "Auch in anderen Schulen im Burgenland beobachtet man diesen neuen Trend unter den Zehn- bis 14-Jährigen."

Unwillkürlich fragt man sich, jedenfalls beim beckmessernden STANDARD, wo Matthias Strolz sei. Streift er nicht mehr durch die Wälder auf der Suche nach geeigneten Bäumen? Ist der emeritierte Neos-Chef ins Pädagogische gewechselt?

Was für eine schöne Vorstellung! Die Kinder – "non scholae sed vitae discimus" – lernten die Wohltaten gegenseitigen physischen Wohltuens. Es gäbe gar Noten dafür (denn Noten müssen sein). Und behielten das dann im Kopf wie das kleine Einmaleins. Auch als Erwachsene.

Aber diese schöne Vorstellung bleibt dann der Wortbildkraft des ALBUM-Krisenkolumnisten überlassen. (Wolfgang Weisgram, 7.11.2018)