Samsung arbeitet an einem Smartphone mit einem biegsamen Bildschirm, der sich auf die Größe eines kleinen Tablets ausfalten lässt. Der südkoreanische Konzern zeigte einen Prototyp des Geräts am Mittwoch in San Francisco.

Seit Jahren beklagen Nutzer die fehlende Innovation bei Smartphones: Während sich die Hardware und Software stetig verbessert, scheinen die meisten Konsumenten trotzdem kaum Anreiz dafür zu finden, ein Upgrade durchzuführen. Einer aktuellen Studie zufolge behalten Nutzer ihr Gerät im Durchschnitt länger als in den Vorjahren.

Das will Samsung nun ändern: Das Unternehmen hat bei der Samsung Developer Conference erstmals einen funktionierenden Prototyp eines Smartphones mit faltbarem Bildschirm vorgestellt. Viel gezeigt wurde nicht, das neue Handy wurde weitgehend im Dunkeln gehalten, da eine offizielle Präsentation für Kunden noch bevorsteht.

Das Gerät im geöffneten Zustand.
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Entwickler aufmerksam machen

Bei der Vorstellung ging es primär darum, Entwickler auf das Smartphone aufmerksam zu machen, um rechtzeitig Feedback einzuholen. Da es sich um ein neuartiges Produkt handelt, sind Programmierer gefragt, um Apps anzupassen, sodass diese problemlos sowohl im gefalteten wie auch im offenen Zustand funktionieren. "Ich würde Probleme bekommen, wenn ich alles herzeigen würde", sagte Justin Deniver, Chef der Marketingabteilung der Handysparte des Unternehmens.

Das Gerät beim Falten.
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Samsung bezeichnet den neuen Bildschirm als "Infinity Flex Display". Es löse das Problem, dass ein Display nur die Größe haben kann, wie das Gerät selbst. Statt Glas nutzt der OLED-Bildschirm eine Polymeroberfläche, um faltbar zu sein, erklärt Deniver. Dabei sei es möglich, das Gerät problemlos "hunderttausendfach" zu falten. Neben faltbaren Displays wies er auch auf drehbare und dehnbare Bildschirme, an denen Samsung bereits arbeite.

Zwei Bildschirme

Das neue Gerät, dessen Name noch nicht enthüllt wurde, hat zwei Bildschirme – einen kleinen, regulären auf der Außenseite, um es wie ein herkömmliches Smartphone zu nutzen, und einen größeren auf der Innenseite, welches erlaubt, es wie ein Tablet zu verwenden. Das innere Display soll dabei im entfaltenen Zustand 7,3 Zoll groß sein und eine Auflösung von 1.536 x 2.152 Pixel bieten. Der kleinere Bildschirm soll wiederum eine Auflösung von 840 x 1.960 Pixel bei 4,58 Zoll Größe aufweisen.

Software

Die Hardware ist bei so einem Gerät aber natürlich nur ein Teil der Gleichung: Muss doch auch die Software entsprechend angepasst werden. Und in dieser Frage hat Samsung direkt mit Google zusammengearbeitet: Am parallel stattfindenen Android Developer Summit verkündete Google offizielle Unterstützung für faltbare Displays. Dieser soll in kommende Android-Versionen einfließen. Samsung selbst betont wiederum, dass man die Möglichkeiten des neuen Displays nutzen will, um bis zu drei Apps parallel laufen zu lassen.

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Das Gerät im geschlossenen Zustand.
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Konkurrenz arbeitet an vergleichbaren Geräten

Die Massenproduktion soll in den kommenden Monaten starten. Somit wird es noch eine Weile dauern, bis Samsungs Gerät auf den Markt kommt – ein genaues Datum gab Deniver nicht an. Samsung ist mit der Produktion nicht alleine: Chinesische Hersteller wie Huawei und Xiaomi arbeiten bereits an Handys mit ähnlicher Technologie. Microsoft arbeitet an eine Art "digitales Notizbuch", dem Pocket Surface.

Und während Samsung zwar der erste große Hersteller ist, der ein faltbares Smartphone vorstellt, war das Start-up Royole, welches kürzlich den Flexpai vorgestellt hat, etwas schneller. Das Gerät soll ersten Testern zufolge aber nicht so gut funktionieren wie ein modernes Flaggschiff. Das will Samsung noch vor der Veröffentlichung sicherstellen. Das Unternehmen hat im heurigen Jahr mit schwächelnden Verkaufszahlen zu kämpfen und seinen Abstand zur Konkurrenz, vor allem aus China, stark verringert. (muz, apo, 8.11.2018)

Die Vorstellung zum Nachsehen. Das Gerät wird gegen Ende (bei 1:25 Stunden) gezeigt.
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