Weltweit sollen 124 Millionen Kinder unter Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit) leiden. Bis zum Jahr 2025 könnte sich diese Zahl mehr als verdoppeln, warnte das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) und forderte eine Strategie mit konkreten Maßnahmen zur Prävention.

Da die Therapie von adipösen Menschen nur in zehn Prozent aller Fälle nachhaltig erfolgreich sei, müsse der Fokus auf die Vorbeugung gerichtet werden: Die Präventionsstrategie sollte u.a. eine Änderung von bestehenden Ernährungsgewohnheiten und die Erhöhung der körperlichen Tätigkeit zum Ziel haben, betonte das ÖAIE in einer Aussendung.

Chronische Erkrankung

Weltweit sind 50 Millionen Mädchen und 74 Millionen Buben adipös, weitere 75 Millionen Mädchen und 117 Millionen Buben übergewichtig, berichtete das Institut. Die Tendenz sei steigend: Die World Obesity Federation rechnet damit, dass im Jahr 2025 weltweit 267 Millionen Kinder an Adipositas leiden und sich die Anzahl der betroffenen Kinder damit mehr als verdoppelt.

Das Ausmaß der weltweiten Adipositas-Pandemie ist in internationalen Studien exakt definiert. Die WHO hat Adipositas zum größten globalen chronischen Gesundheitsproblem bei Erwachsenen erklärt. Alarmierende Zahlen auch aus Österreich: Rund ein Drittel aller Einwohner ist übergewichtig (32 Prozent), mehr als jeder Siebente adipös (14 Prozent). In beiden Fällen sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Gemessen an ihrer Gesamtbedeutung stellen laut ÖAIE Übergewicht und Adipositas die "mit Abstand" bedrohlichsten Formen aller ernährungsbedingten Krankheiten dar.

Prävention als Schlüssel

"Obwohl das Problem jeder sieht und es die Hälfte der heimischen Bevölkerung am eigenen Leibe spürt, sind Österreichs Anstrengungen zur Vorbeugung von Übergewicht ungenügend", sagte Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE.

Im Mutter-Kind-Pass, der eine gesunde Entwicklung des Kindes gewährleisten soll, gebe es keine Gewichtsperzentilen (statistische Kennzahlen, Anm.) zur Beurteilung, ob ein Kind übergewichtig geworden ist. Daten von Größe und Gewicht der Kinder, die an Schulen erhoben werden, werden nicht ausgewertet. "Die Folge ist: Es gibt keine evaluierten Präventionsprogramme und keine evidenzbasierten Therapieangebote", kritisierte Widhalm. (APA, 8.11.2018)