Er kann es nicht lassen.

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Turin/Hamburg – Jose Mourinho marschierte entschlossen auf den Rasen des Allianz Stadium, führte seine rechte Hand ans Ohr und verzog den Mund zu einer hässlichen Grimasse. "Ich kann euch nicht hören", gab der Teammanager von Manchester United den wütenden Anhängern von Juventus Turin zu verstehen – und zwar auf seine Art. Dem Meister der Provokation hatte das sportliche Ausrufezeichen von Manchester United offenbar nicht ausreichend Genugtuung verschafft, "The Special One" sorgte für große Diskussionen. Schon wieder.

"Ich hätte das vielleicht nicht tun sollen, aber wenn ich und meine Familie von den Fans beleidigt werden, dann reagiere ich eben so", sagte der umstrittene Portugiese nach dem überraschenden 2:1-Erfolg der Red Devils bei dem Titelanwärter. Nachdem etliche Juventus-Stars beschwichtigend auf den 55-Jährigen eingewirkt hatten und Mourinho mit Begleitschutz vom Platz geführt worden war, fügte er an: "Ich bin hier, um meine Arbeit zu machen, doch ich bin über das ganze Match lang beleidigt worden."

"Ist er mit seinem Jubel zu weit gegangen?"

Von Mourinhos Arbeit, die zuletzt auf der Insel äußert kritisch beäugt worden war, sprachen die britischen Experten am späten Mittwochabend nur noch teilweise. Dabei hatte er mit seinem Starensemble endlich mal ein Highlight gesetzt und ein Stück weit von dem enttäuschenden Rang sieben in der Premier League abgelenkt. "Ist er mit seinem Jubel zu weit gegangen, oder zeigt er Leidenschaft?", fragte die BBC.

Die Antworten der kritischen Beobachter folgten prompt. "Das passiert überall, wo er hingeht", sagte der frühere United-Star Paul Scholes bei BT Sports: "Manchmal muss man auch mit ein bisschen Klasse gewinnen und einfach nur die Hand des gegnerischen Trainers schütteln."

Durch die späten Treffer von Juan Mata (86.) und Alex Sandro (Eigentor/90.) hatte United die favorisierten Italiener nach dem Führungstor von Cristiano Ronaldo (65.) noch überflügelt und war bis auf zwei Zähler an den Tabellenführer der Gruppe H herangerückt. Das schmeckte dem Juventus-Star und früheren Manchester-Profi gar nicht. "United hat nichts getan, um das Spiel zu gewinnen", sagte der 33-Jährige. "Wir haben 90 Minuten lang dominiert und hätten drei oder vier Mal den Deckel draufmachen können." So aber ermöglichte Juventus Mourinho seinen besonderen Auftritt, den der früher Inter-Coach voll auskostete. Auf seine sehr spezielle Art. (sid, 8.11.2018)