Stockholm – Das Drama in der Schwedischen Akademie geht in seinen nächsten Akt. Am Montag steht noch einmal der Mann vor Gericht, der den Streit in dem hochwürdigen Gremium ausgelöst hatte: Jean-Claude Arnault, Ehemann des Akademiemitglieds Katarina Frostenson. Der Franzose versucht das Vergewaltigungsurteil gegen ihn rückgängig zu machen.

Das Stockholmer Gericht hatte den 72-Jährigen Anfang Oktober zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Berufungsgericht Svea Hövrett soll den Fall nun neu verhandeln.

Das Urteil in erster Instanz war der Höhepunkt des inzwischen ein Jahr dauernden Skandals, der damit begann, dass zahlreiche Frauen Arnault sexuelle Belästigung und Übergriffe vorwarfen. Außerdem wurden er und seine Frau verdächtigt, die Namen von Nobelpreisträgern ausgeplaudert und sich selbst Fördergelder zugeschanzt zu haben. Eine Anklage wegen Korruption wurde aus Mangel an Beweisen fallengelassen.

In der Schwedischen Akademie herrschte Uneinigkeit, wie mit den Vorwürfen umzugehen sei. Einige, wie die jüngst zurückgetretene Theologin Jayne Svenungsson, unterstützten Frostenson, andere forderten eine gründliche Aufklärung und ihren Rücktritt. Als es dafür keine Mehrheit gab, stellten Kjell Espmark, Peter Englund und die damalige Juryvorsitzende Sara Danius im April ihre Arbeit ein und lähmten damit die Akademie. Der Literaturnobelpreis 2018 musste abgesagt werden.

Krise nicht bewältigt

Inzwischen hat die Akademie ihre Statuten modernisiert, Mitglieder sind ausgetreten und neue wurden gewählt. Doch die Krise ist nicht gelöst. Die Lyrikerin Katarina Frostenson weigert sich, ihren Stuhl zu räumen, sie besteht darauf, dass die Vorwürfe gegen sie gründlich untersucht werden. Der Akademie ist das nur recht. "Das bedeutet, dass wir den Verdacht auf Verstoß gegen die Statuten weiter untersuchen können", sagte der Ständige Sekretär Anders Olsson.

Das Verfahren gegen Jean-Claude Arnault ist auf drei Tage angesetzt. Mit einem Urteil sei frühestens eine Woche nach Ende der Verhandlung zu rechnen, teilte das Gericht mit. (APA, 11.11.2018)