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Wien – Heizen ist in sanierten und neuen Einfamilienhäusern mit einer Wärmepumpe am billigsten, geht aus dem aktuellen Vollkostenvergleich der Energieagentur hervor, der auch die Anschaffungs- und Wartungskosten für die Anlagen berücksichtigt. Beim unsanierten Gebäude hat Holz die geringsten Kosten. Gas-Brennwert-Anlagen liegen jeweils auf Rang zwei. Am teuersten sind Ölheizungen.

Thermische Sanierung lohnt sich auf jeden Fall – sowohl fürs Geldbörserl als auch für die Umwelt. Man könne die Hälfte der Kosten sparen, wenn man saniert, sagte Energieagentur-Geschäftsführer Peter Traupmann am Montag vor Journalisten. Die Sanierungsoffensive müsse vorangetrieben werden und der Sanierungsgrad auf zwei bis drei Prozent gesteigert werden. Das sei auch gut für die Umwelt. Die CO2-Emissionen sind laut Energieagentur im Vergleich saniert zu unsaniert durchschnittlich ebenfalls um mehr als 50 Prozent geringer.

Sanierung verbessert Raumklima

Für die Forcierung der thermischen Sanierung wichtig sind nach Ansicht von Traupmann unter anderem auch Gesetzesänderungen, etwa im Mietrecht oder Wohnungseigentumsgesetz. Ermöglicht werden sollte beispielsweise auch, dass der Investor von den dadurch erzielten Ersparnissen etwas zurückbekommt. Verbessert werde durch Sanierungen auch das Raumklima.

Die Energiepreise sind – ausgenommen Heizöl – aktuell relativ stabil. Heizöl ist im November aber um fast ein Drittel (32 Prozent) teurer als vor einem Jahr. Die Ölpreise sind sehr volatil, die anderen Energieträger weisen auch seit 2010 eine stabilere Entwicklung auf. Empfehlenswert sei, sich mit Systemen, die eine konstante Entwicklung aus der Vergangenheit zeigten, zu beschäftigen. Diese seien berechenbar, und man könne in etwa abschätzen, wie viel das Heizen in den nächsten Jahren kosten werde.

Bei den Energieträgern gebe es einen steigenden Trend bei Fernwärme und Umgebungswärme (Wärmepumpen). In Österreich gab es laut Statistik Austria 2015/16 rund 3,82 Millionen Heizungen. Davon entfielen mehr als ein Viertel (rund 28 Prozent) auf Fernwärme und fast ein Viertel (rund 24 Prozent) auf Erdgas. Auf Rang drei lag Biomasse (rund 17 Prozent), gefolgt von Heizöl (rund 16 Prozent) und Umgebungswärme (9 Prozent).

Für den heute präsentierten Heizkostenvergleich der Energieagentur wurde ein 118 m2 großes Einfamilienhaus in drei Varianten herangezogen: Thermisch unsaniert (HWB 175), thermisch saniert (HWB 60) und Neubau (HWB 45). Dabei wurden aus Effizienzgründen keine Wärmepumpen in unsanierten Gebäuden und keine Holzheizungen im Neubau berücksichtigt. Etwas weniger als vier Fünftel aller Gebäude Österreichs (1,9 Millionen) sind Ein- und Zweifamilienhäuser.

Erneuerbare zahlen sich aus

Erfreulich sei, dass mit der Wärmepumpe und Stückholz effiziente und erneuerbare Systeme das Rennen gemacht hätten, so Traupmann. Die Grundaussagen könnten auch auf den mehrgeschoßigen Wohnbau umgelegt werden. In Städten seien zentrale, hocheffiziente Heizsysteme in der Regel günstiger als Einzelheizsysteme. Fernwärme sei eine vernünftige Alternative, vor allem wenn sie mit erneuerbaren Energieträgern betrieben werde. Zum Thema Feinstaub bei Holzheizungen verwies Traupmann darauf, dass neue Anlagen mit einer relativ guten Verbrennungsleistung und Filtern ausgestattet seien.

Luft-Wasser-Wärmepumpen schneiden im Neubau mit jährlichen Gesamtkosten von 2.063 Euro und im sanierten Gebäude mit 2.496 Euro am besten ab. In unsanierten Gebäuden sind die Heizkosten auch bei der billigsten Variante mit Stückholz (3.992 Euro) um fast 1.500 Euro höher als in einem sanierten Haus.

Öl-Brennwertanlagen am teuersten

Das teuerste Heizsystem sind Öl-Brennwertanlagen, hier wirkt sich der hohe Heizölpreis deutlich aus. Die Unterschiede sind ebenfalls hoch: Im Neubau betragen die Vollkosten 2.847 Euro, im sanierten Gebäude 3.227 bis 3.406 Euro und im unsanierten Gebäude 5.233 bis 5.586 Euro.

Erdgas-Brennwertanlage weisen in allen untersuchten Gebäudearten die zweitniedrigsten Vollkosten auf. In unsanierten Gebäuden sind es 4.007 bis 4.177 Euro, im sanierten Gebäude 2.356 bis 2.526 Euro und im Neubau 2.115 Euro.

Betrachtet man nur die Energiekosten sind Ölheizungen ebenfalls am teuersten. Im Neubau liegen die Energiekosten aktuell bei einer Öl-Brennwertheizung bei 1.316 Euro im Jahr, im sanierten Einfamilienhaus bei 1.778 Euro und im unsanierten bei 3.784 Euro. Die niedrigsten jährlichen Energiekosten weisen Wärmepumpen im Neubau mit etwas mehr als 580 Euro auf.

Bei den Vollkosten auf Rang drei liegt im Neubau die Erdwärmepumpe (Sole-Wasser) mit 2.645 Euro, gefolgt von Fernwärme (2.760 Euro), Pellets (2.796 Euro) und an letzter Stelle Öl. Im sanierten Gebäude sind die Kosten für Heizen mit Stückholz (2.856 Euro) am drittniedrigsten. Dahinter liegen die Sole-Wasser-Wärmepumpe (2.370 bis 2.912 Euro), Pellets (2.984 Euro) und Fernwärme (3.089 Euro). Auch beim unsanierten Gebäude liegen Pellets und Fernwärme auf den Rängen drei und vier, allerdings muss da fürs Heizen deutlich mehr gezahlt werden – 4.246 Euro bei Pellets und 4.980 Euro bei Fernwärme.

Kaum Emissionen bei Holz

CO2-Emissionen gibt es bei Stückholz und Pellets so gut wie kaum. Bei Fernwärme sind es höchstens 959 Kilogramm im Jahr (unsaniert). Dahinter folgen Sole-Wasser-Wärmepumpen mit 922 Kilogramm (saniert), Luft-Wasser-Wärmepumpen mit 1.104 Kilogramm (saniert). Bei Gas und Ölheizungen sind die Unterschiede zwischen sanierten bzw. neu gebauten Einfamilienhäusern und unsanierten besonders hoch: Bei Erdgas beträgt der CO2-Ausstoß 2.481 Kilogramm im Neubau. Im sanierten Gebäude sind es 3.355 Kilogramm und im unsanierten mehr als doppelt so viel mit 7.371 Kilogramm. Am meisten CO2 emittierten Öl-Brennwert-Heizsysteme: 9.800 Kilogramm sind es in unsanierten Gebäude, 4.559 Kilogramm in sanierten und 3.350 Kilogramm im Neubau.

Die Anschaffungskosten wurden auf 20 Jahre aufgeteilt, berücksichtigt wurde auch die Inflation. Bei den Investitionskosten berücksichtigt wurde die Marktentwicklung. Im Jahresvergleich November 2017/November 2018 verteuerten sich vor allem Fernwärme, Gas-Brennwert und Erdwärmepumpen. Die Sole-Wärmpumpen wiesen auch die höchsten Investitionskosten auf. Am zweit- und drittteuersten waren Pellets und Scheitholz.

Untersucht wurde von der Energieagentur heuer auch die "Raus aus Öl-Förderung" der Regierung, im Rahmen derer für die Umstellung von Ölheizungen auf klimafreundliche Heizsysteme 5.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. In Anspruch genommen werden kann sie nur, wenn gleichzeitig thermisch saniert wird oder das Gebäude bereits einem guten thermischen Standard entspricht. Die Luft-Wärmepumpe liegt laut Energieagentur hier weiter auf Platz eins, Stückholz, Pellets sowie die Erdwärmepumpe ziehen am Erdgas-Brennwertsystem vorbei. (APA, 12.11.2018)