Die Sicht der Führungskräfte zu Arbeit 4.0 (linkes Bild v. li.): Anja Soffa (Wien Energie), Axel Helmert (MSG Life), Gudrun Ostermann ( STANDARD), Thomas Schmutzer (KPMG) und Harald Kröger (RBI); und die Sicht der Berufseinsteiger: Suhrud Athavale (RBI), Julia Fischer (KPMG), Gudrun Ostermann, Cordelia Rudolph (MSG Life), Stefanie Podpera (Wien Energie).

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Flexibilität, Mobilität, das Verschwinden von Hierarchien – die Arbeitswelt ändert sich rasant. Was die Veränderungen für Unternehmen bedeuten und was von Berufseinsteiger erwartet wird, war Thema beim Jobtalk von Uniport am Dienstag in Wien.

Flexibilisierung und Mobilität sei für Axel Helmert, Geschäftsführer des Softwareentwicklers MSG Life, nur eine Ebene von Arbeit 4.0. "Die radikaleren Veränderungen werden durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Machine Learning ausgelöst werden", sagt er. "Wir müssen damit rechnen, dass sich die Arbeit in den nächsten 15 Jahren stärker verändern wird als bisher."

Dass Mitarbeiter für die neuen Anforderungen auch das notwendige Equipment bekommen, sei für Harald Kröger, Head of Financial Institutions, Country & Portfolio Risk Management bei der Raiffeisenbank International (RBI), eine Selbstverständlichkeit. "Wir können Mitarbeiter nicht in Rahmen zwängen und dann erwarten, dass sie mobile Lösungen entwickeln", sagt er. Flexible Arbeitszeiten und Remote-Work-Möglichkeiten sind daher selbstverständlich.

Auch bei der KPMG sind flexible Arbeitszeiten und Arbeitsplätze im Bewerbungsgespräch kein Thema. "Wichtiger werden Sabbatical oder Bildungskarenz, aber auch die Möglichkeit, Teilzeit arbeiten zu können", sagt Thomas Schmutzer, Director Management Consulting bei KPMG.

Große Veränderungen stehen Wien Energie im nächsten Jahr bevor, da bezieht das Unternehmen ein neues Büro mit offenem Raumkonzept. Für Anja Soffa, Personalentwicklerin bei Wien Energie, werde dadurch die Idee von Arbeit 4.0 verwirklicht. Der unmittelbare Austausch mit den Kollegen werde verbessert, vernetztes Arbeiten erleichtert. "Außerdem werden wir im Laufe des nächsten Jahres auf Vertrauensarbeitszeit umstellen", ergänzt sie. Derzeit werde noch getestet.

Reine Vertrauensarbeitszeit

Bereits Erfahrung mit Vertrauensarbeitszeit hat man bei MSG Life. "Beim Führen über Inhalte braucht es Führungskräfte und Mitarbeiter, die das auch können", sagt Helmert. Es gebe zwar auch hier Negativbeispiele, aber unterm Strich habe das Unternehmen davon profitiert.

Cordelia Rudolph ist Softwareentwicklerin bei MSG Life, und auch wenn sie von überall aus und zu jeder Zeit arbeiten könnte, versucht sie, so gegen acht im Büro zu sein, dafür hat sie dann auch kein schlechtes Gewissen, wenn der Laptop im Büro bleibt und sie dadurch nicht verleitet ist, am Abend noch schnell die Mails zu checken.

"Die Selbstdisziplin, am Abend nicht ins Postfach zu schauen, muss man erst lernen, sagt Stefanie Podpera, Trainee bei Wien Energie. Erwartet werde es von den Führungskräften jedenfalls nicht, sagen die Anwesenden unisono. Und als Jobeinsteiger dürfe man sich hier nicht unter Druck setzen lassen, ergänzt Podpera. Auch für Julia Fischer, Assistent Manager bei KPMG, sei der Umgang mit den mobilen Devices außerhalb der Bürozeiten ein Lernprozess. "Führungskräfte sind hier Vorbilder. Und eine kurze Nachfrage, wie dringend das sei, kann auch helfen."

Für Suhrud Athavale, Junior Credit Risk Analyst bei der RBI, sei der Druck, ständig on zu sein, hauptsächlich selbstgemacht. Und obwohl es von den Vorgesetzten nicht erwartet wird, checkt er dennoch im Urlaub regelmäßig seine E-Mails. "Einfach um auf dem Laufenden zu bleiben und nach der Rückkehr gleich weiterarbeiten zu können", ergänzt er. (Gudrun Ostermann, 16.11.2018)