Die Wiener FPÖ-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jung (Mitte) und Johann Herzog (rechts) am Grab des NS-Fliegers Walter Nowotny.

Foto: Standard/Nomen Nescio

Während man in ganz Österreich der Judenverfolgung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 gedachte, fanden sich am Sonntag mehrere FPÖ-Politiker und Rechtsextreme auf dem Wiener Zentralfriedhof ein, um des Fliegerpiloten Walter Nowotny zu gedenken. Nowotny, der für Hitlers Wehrmacht mehr als 250 Abschüsse vermeldet hatte, wird von Nazis als Kriegsheld verehrt. Weil er bis zuletzt als glühender Anhänger Hitlers galt, wurde seinem Grab vor 15 Jahren der Status eines Ehrengrabes aberkannt.

Nowotny hatte sich 1939 freiwillig zur Wehrmacht gemeldet, am 8. November 1944 wurde er abgeschossen. Von Neonazis wird er als "Fliegerheld" mystifiziert. Um antifaschistische Proteste zu verhindern, variiert der Gedenktag immer, dieses Mal fiel er wohl zufällig auf den Faschingsbeginn.

Kontaktpflege mit Neonazis

Die Veranstaltung sorgt seit mehreren Jahren für Aufregung. Einerseits gilt Nowotny als glühender Nazi, andererseits treffen bei dem Aufmarsch regelmäßig Neonazis und FPÖ-Politiker aufeinander, wodurch in der Partei eine Kontaktpflege zum äußerst rechten Rand betrieben wird. In den vergangenen Jahren waren etwa der mehrfach verurteilte Neonazi Gottfried Küssel und der spätere Identitären-Mitgründer Martin Sellner dabei, samt neonazistischem Anhang.

Heuer zeigte sich eher die "zweite Reihe", es fehlten große Namen aus der Neonaziszene, aber auch hochrangige FPÖ-Politiker, mehrere FPÖ-Vertreter aus dem Wiener Landtag ließen sich aber sehr wohl blicken. Auf Fotos sind etwa die Landtagsabgeordneten Wolfgang Jung, Johann Herzog und Wolfgang Irschik zu sehen. Auch der Bezirksrat und "Zur Zeit"-Herausgeber Walter Seledec fand sich auf dem Zentralfriedhof ein, genauso wie zahlreiche Burschenschafter, etwa Olympioniken. Auch Teile der Neonaziszene wurden beobachtet. Nowotny war selbst Burschenschafter bei der Vandalia Laa.

"Wie jedes Jahr zeigte sich am Grab des NS-Heroen, wie verschwommen die Grenze zwischen Neonazismus und FPÖ nach wie vor ist", sagt der Rechtsextremismusexperte Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes zum STANDARD.

FPÖ-Fraktionsführer im U-Ausschuss blieb fern

Mit Spannung wurde erwartet, ob sich auch Hans-Jörg Jenewein auf dem Zentralfriedhof einfinden würde. Jenewein ist Nationalratsabgeordneter der FPÖ, aber auch Schriftwart jenes Gedenkvereins, der sich um die Pflege des Grabes kümmert und dabei vom Innenministerium finanziell unterstützt wird. Als Fraktionsführer der Freiheitlichen im Untersuchungsausschuss zur BVT-Affäre hat der Abgeordnete derzeit eine wichtige Rolle bei der Aufarbeitung der Vorgänge im Verfassungsschutz inne.

Dabei geht es auch um den Vorwurf, ob die vom Innenministerium forcierten Ermittlungen gegen das BVT auch etwas mit den Ermittlungsaktivitäten des BVT in rechtsextremen Kreisen zu tun haben. Es steht der Vorwurf im Raum, dass Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) eine unbequeme Extremismusermittlerin loswerden möchte. Auf Anfrage des STANDARD gab Jenewein an, diesmal nicht teilgenommen zu haben – er sei "privat verhindert" gewesen. (fsc, sterk, 12.11.2018)