Wien – Die ersten innerbetriebliche Warnstreiks in der metallverarbeitenden Industrie hatten am Montag noch nicht begonnen, schon drückten die Arbeitgeber aufs Tempo. "Zurück an den Verhandlungstisch!", gab der Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), Christian Knill, als Losung aus. "Streiks bringen niemandem etwas. Sie verursachen nur Kosten für Betriebe und Mitarbeiter." Und: Sachfragen könne man nur am grünen Tisch lösen. Daher fordere man die Gewerkschaften auf, "ihre Kampfmaßnahmen einzustellen und vernünftig weiterzuverhandeln". Im internationalen Wettbewerb könne man nur gemeinsam bestehen.

Der Vorsitzende der Produktionsgewerkschaft, Rainer Wimmer, knüpft diese Rückkehr an "ein substanzielles Angebot von der Arbeitgeberseite", womit augenscheinlich nicht die angebotene Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,7 Prozent samt weiteren Leistungen wie Überstundenzuschlägen für die elfte und zwölfte Arbeitsstunde pro Tag gemeint war. Oder höhere Lehrlingsentschädigungen, mit denen das Angebot der Industrie "auf knapp über drei Prozent kommt", wie Knill nach dem Abbruch der Verhandlungen durch die Gewerkschaft am Freitag vorgerechnet hatte.

Debatte über "Stilfragen"

Ohne Verhandlungsrunde mit einem vernünftigen Angebot "wird es am 19. November richtig ernst", drohte Wimmer unverhohlen. Dann werde nicht zwei, drei Stunden pro Tag – im Rahmen von Betriebsversammlungen – gestreikt wie am Montag, Dienstag und Mittwoch. Dann, so orakelte Wimmer, könne "eine wichtige Aktion gestartet werden". Das könnten ganze Achtstundenschichten sein, sofern "substanzielle Verhandlungsfortschritte" ausblieben. Aber: Man sei gesprächsbereit, wiederholte Wimmer. "Wir lassen uns nicht wieder – wie die vergangenen 40 Verhandlungsstunden – an der Nase herumführen." Eine Debatte über "Stilfragen" nennt Knill dieses Verhalten. Er warte auf ein Gesprächsangebot der Gewerkschaft.

Bis Mittwoch sind in ganz Österreich mehr als 200 dieser innerbetrieblichen "Warnstreiks" anberaumt. In Wien war am Montag unter anderem die Collini GmbH betroffen, ein Ableger der auf die Veredelung von Grundwerkstoffen durch Galvanisieren, Anodisieren, Feuerverzinken und Pulverbeschichten spezialisierten Collini-Gruppe des Arbeitgeber-Chefverhandlers Johannes Collini. Die Metallgewerkschafter machen sich dabei selbst Mut. Der Rückhalt für Kampfmaßnahmen sei groß bei den Beschäftigten. "Endlich rührt sich etwas", heiße es.

Weitergegangen ist bei den Lohn- und Gehaltsverhandlungen in der Fahrzeugindustrie am Montag erwartungsgemäß nichts. Das ist Ziel der Gewerkschaft, sie will die vor Jahren zerbrochene Globalrunde der fünf Metaller-Fachverbände über identische Kollektivverträge faktisch aufrechterhalten. Die Gespräche seien konstruktiv verlaufen, sagte Wimmer.

Ein Appell an die Sozialpartner kam von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vize Heinz-Christian Strache (FPÖ). Streik sei als letztes Mittel legitim, man sollte aber nicht "politische Ersatzgefechte am Rücken von Arbeitnehmern und Betrieben führen", sondern so lange verhandeln, "bis es eine für beide Seiten zufriedenstellende Einigung gibt". Im September hatten sie freilich einen "ordentlichen Abschluss" verlangt. (ung, APA, 12.11.2018)