Besucher des IMSB in der Südstadt haben bisher nichts von den internen Querelen in dem Institut mitbekommen.

Foto: Christian Fischer

Wien – Die sportliche Bilanz des IMSB ist beachtlich: Seit 1984 wurden 20 der 23 österreichischen Sommer-Olympiamedaillengewinner vom Institut für Medizinische und Sportwissenschaftliche Beratung betreut. Auch Tennisstar Dominic Thiem und zahlreiche andere Topathleten setzen auf das IMSB-Know-how bei Diagnostik, Regeneration, Therapie, Anti-Doping, Ernährungswissenschaft oder Sportmedizin. Das Institut hat seinen Sitz im niederösterreichischen Bundessport- und Freizeitzentrum Südstadt und ist neben Spitzen- auch Breitensportlern zugänglich.

Ganz anders fällt die wirtschaftliche Bilanz des IMSB aus, das 1982 vom Anti-Doping-Experten Hans Holdhaus gegründet wurde. Sein gleichnamiger Sohn ist in der Zwischenzeit nachgerückt. Die Gebarung des als Verein konzipierten Instituts samt angehängter GmbH hat in letzter Zeit immer mehr Fragen aufgeworfen.

Prüfung, Entlassung

Eine Taskforce des von Heinz-Christian Strache (FPÖ) geführten Ministeriums für öffentlichen Dienst und Sport ist im Rahmen der Prüfung der Verwendung von Fördermitteln auf Unregelmäßigkeiten gestoßen, bestätigt das Ressort entsprechende STANDARD-Recherchen. Daraufhin wurde eine Prüfkommission mit der Durchleuchtung der Zahlungsflüsse beauftragt.

Hans Holdhaus senior machte sich mit der Betreuung von Spitzensportlern einen Namen.
Foto: GEPA pictures/ Christian Ort

In den letzten Wochen ging dann alles ganz schnell. Die von den Prüfern im Rahmen eines Zwischenberichts vorgelegten Ergebnisse führten zur Entlassung von Holdhaus senior und junior. Zudem wurde die Finanzprokuratur eingeschaltet, die als Anwalt der Republik fungiert. Insolvenzexperte Michael Lentsch von der Kanzlei Kosch & Partner wirkt ebenfalls bei der Aufklärung der Finanzgebarung mit.

Die bisher festgestellten Mängel sind gravierend, wie es aus der Taskforce heißt: Zwischen dem IMSB und seiner Tochter IMSB Consult soll es zu Vermögensverschiebungen gekommen sein. Zudem wurde im Jahr 2016 eine Kapitalerhöhung bei der GmbH im Volumen von 300.000 Euro durchgeführt, für die es laut den Prüfern keine wirtschaftliche Veranlassung gab. Holdhaus junior wiederum erhielt als Geschäftsführer dieser IMSB Consult einen Dreijahresvertrag mit einer Gesamtvergütung von 500.000 Euro.

IMSB in Gefahr?

Sanierungsprofi Lentsch will sich noch nicht zu Details äußern, weil die Prüfung noch laufe, lässt aber keine Zweifel an der misslichen Lage des Vereins. Sollten Verstöße gegen die Förderrichtlinien festgestellt werden und die öffentlichen Geldflüsse als Folge gestoppt werden müssen, sei das Institut "massiv gefährdet".

Auch an den Medaillen der Segler war Holdhaus senior 2004 als Leistungsdiagnostiker beteiligt.
Foto: apa/Harald Schneider

Zuletzt erhielt das IMSB 1,4 Millionen an Bundessportförderungen. Ziel sei es, den Fortbestand zu sichern, so Lentsch. Auch Strache versichert, mit den notwendigen Schritten die Betreuung des Sports in vollem Umfang aufrechterhalten zu wollen. Der Vizekanzler erklärt, dass bei Unregelmäßigkeiten die Auszahlung der Fördergelder zu stoppen sei.

Gotschke übernimmt

Die Leitung der IMSB Consult hat nun Wolfgang Gotschke übernommen, er war früher Chef des Bundessportförderungsfonds.

Geldflüsse an das IMSB wurden bereits 2012 in einem Rechnungshofbericht kritisch beleuchtet. Thematisiert wurde darin, dass der Verein nicht nur öffentliche Mittel erhielt, sondern Holdhaus als Vorsitzender eines Beirats für die Spitzensportförderung die Vergabe von Mitteln empfehlen durfte. Überdies wurden laut Rechnungshof trotz einer Rahmenvereinbarung für die Olympiavorbereitung zusätzliche Förderungen gewährt, die "inhaltlich durch die Jahressubvention bereits abgegolten waren".

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Vor der EM 2008 mit Ivo Vastic.
Foto: AP Photo/Hans Punz

Angesichts der aufgetauchten Unregelmäßigkeiten werden auch schon länger zurückliegende Vorfälle wieder aufgewärmt. Holdhaus senior spielte eine Nebenrolle in der Affäre um ein schwarzes Konto des früheren Generalsekretärs des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), Heinz Jungwirth. An einem Reisebüro, das dubiose Zahlungen durchführte, war Holdhaus beteiligt.Er sei zu keiner Zeit in die Geschäftstätigkeit involviert gewesen, beteuerte Holdhaus im Jahr 2010. Zu den aktuellen Vorfällen waren weder er noch sein Sohn zu erreichen. (Andreas Schnauder, 13.11.2018)