Rapid und Austria liegen in der ewigen Tabelle dicht beieinander.

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Wien – Tabellen sind Momentaufnahmen, nur Titel währen ewig. Einzige Ausnahme: die ewige Tabelle. In diese Rangliste gehen alle Meisterschaftsrunden seit der Bundesliga-Gründung 1974/75 ein. Die Mannschaften sammeln Punkte über Saisongrenzen hinweg. Während die Austria (5.) und Rapid (8.) vor dem Wiener Derby (Live-Ticker, Austria vs. Rapid, So., 17 Uhr) in der Liga vor sich hindümpeln, führen sie die Gesamttabelle souverän an.

Aktuell halten die Violetten bei 2.291 Punkten, Grün-Weiß bei 2.284. Rund dreihundert Zähler dahinter eroberte Red Bull Salzburg (2007) erst unlängst Platz drei von Sturm Graz (1986). Noch größer ist der Abstand zwischen diesem Duo und dem Fünften Wacker Innsbruck (1.474). Ganz eng geht es dagegen im Keller zu: 13 der 37 Vereine, die in der 44-jährigen Bundesligageschichte in Österreichs höchster Spielklasse aktiv waren, haben jeweils weniger als hundert Punkte zusammengetragen.

Im folgenden Überblick erkennt man die Plätze, welche die Teams jeweils zu Saisonende belegten. So werden die Verschiebungen und die Einstiege der Newcomer besser sichtbar.

"Für die Austria ist das eine große Auszeichnung", sagt ihr AG-Vorstand Markus Kraetschmer über den aktuellen Platz eins der Veilchen in der ewigen Tabelle. "Das zeigt auch, welche Bedeutung die beiden Wiener Großklubs für den österreichischen Klubfußball haben, wie dominant sie vor allem in den 70ern und 80ern waren." Christoph Peschek, Geschäftsführer Wirtschaft Rapid, sagt: "Für uns ist die Tabelle wichtiger, die alle Fußballmeisterschaften (seit 1911/12, Anm.) in Österreich beinhaltet. Da liegen wir vorne." (Hier geht's zu dieser angesprochenen Version.)

Verschiedene Varianten

Nein, hier wird nun keine neuerliche Rekordmeisterdiskussion gestartet. In der Tat existieren mehrere Modelle der ewigen Tabelle. So führt die Bundesliga-Homepage die Variante "Punkte ohne Abzüge" an, in der die Drei-Punkte-Regel auf die Saisonen vor deren eigentlicher Einführung 1995/1996 angewandt und Punktabzüge (zum Beispiel wegen Lizenzverstößen) ignoriert werden. "Beide Berechnungsmodelle sind interessant", beantwortet die Bundesliga eine STANDARD-Anfrage. "Die angeführte Reihung wird bevorzugt, weil sie eine Sammlung der Abschlusstabellen widerspiegelt."

Zahlreiche Reformen prägten diese Abschlusstabelle und damit die ewige. Simpler Grund: Je mehr Spiele möglich, desto mehr Punkte. 1974/1975 spielten zehn Teams in 36 Runden um den Titel, ab 1982/83 16 in 30, ehe 1993/94 wieder die Zehnerliga installiert wurde. Ein Playoff-System bildete den Übergang (1985/86 – 1992/93): Nach 22 Runden im Grunddurchgang kämpften acht Vereine im Meister-Playoff um die vorderen Plätze. Die vier restlichen Erstligisten duellierten sich im mittleren Play-off mit vier Zweitligisten um den Auf- beziehungsweise Abstieg. Die ewige Tabelle wertet nur die damaligen Ergebnisse des Grunddurchgangs und des Meister-Playoffs.

Der SKN St. Pölten: Drei Schritte vor, zwei zurück.
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Alte Bekannte

Heuer zählen alle Spiele, weil die Bundesligisten in Meister- und Qualifikationsgruppe unter sich bleiben. Auch die Punkteteilung wird nach dem Grunddurchgang für die ewige Tabelle übernommen, mit teils kurioser Folge: Der SKN St. Pölten hat dank des sensationellen Saisonstarts drei Klubs überholt. Kürzt man ihre 29 Ligapunkte auf 14 (abgerundet), fallen sie wieder hinter zwei zurück.

Die Niederösterreicher (25.) sind mit Altach (15.), dem Wolfsberger AC (17.) und Hartberg (34.) die einzigen vier aktuellen Bundesligisten außerhalb der Top Ten der Gesamttabelle. Dort mischen sich wiederum zwei heutige unterklassige Teams hinein: Zweitligist SV Ried liegt als Neunter einen Rang hinter dem Erzrivalen LASK. Der GAK ist noch immer Siebenter. 2006/2007 zuletzt in der obersten Spielklasse, kämpfen die Grazer momentan in der Regionalliga (dritte Liga) um die Rückkehr in den Profifußball.

Rapid-Führung lange her

"Andere waren oben und unten. Die Wiener Klubs sind ein stabiler Faktor", sagt Kraetschmer. Peschek stimmt zu. Rapids Rückstand auf die Spitze beträgt aktuell sieben Punkte, mit Halbierung fünf. "Natürlich wären wir am liebsten immer vor der Austria", sagt Peschek. Zuletzt gelang das am 11. September 2002, am 23. Oktober 1999 herrschte Gleichstand. Seit dieser Periode hecheln die Hütteldorfer dem Stadtrivalen wieder hinterher.

Konstanz ist der Schüssel

Die Führung hatte die Austria Anfang des Jahrtausends verspielt, als sie achtmal in Serie die Top Drei der Liga verpasste. Die ewige Tabelle belohnt Konstanz. Nicht gerade eine Stärke der Wiener Klubs in den vergangenen Jahren. Auf die Krise von Rapid (2016/17 Fünfter mit 46 Punkten) folgte jene der Austria (2017/18 Siebenter mit 43 Punkten) und heuer eine beidseitige.

In einer kumulierten Tabelle seit Einführung der Dreipunkteregel 1995/96 wäre Serienmeister Salzburg mit 1.495 Punkten sogar vor Rapid (1.426) und der Austria (1.343) auf Platz eins. Peschek und Kraetschmer anerkennen die Dominanz der Bullen, letzterer sagt: "Es soll ein Anreiz sein, diese Lücke wieder zu schließen und mit sportlichen Erfolgen Rang eins zu festigen."

Akut sorgen muss sich das Führungsduo nicht. Salzburg hat in den letzten fünf Meisterjahren im Schnitt rund 21 Punkte auf die Wiener Klubs aufgeholt. Um die 284 Punkte gutzumachen, bräuchten die Bullen (die Punkteteilung noch gar nicht miteinberechnet) demnach bis 2032. Eine halbe Ewigkeit, auch für die ewige Tabelle. (Andreas Gstaltmeyr, Michael Matzenberger, 14.12.2018)